»Pflicht« - ein sehr deutscher Begriff

Siegfried Lenz’ »Deutschstunde« von 1968

  • Horst Nalewski
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Der Titel jenes Romans lautet ja nicht, wie in manchen Publikationen fälschlicherweise angegeben, »Die Deutschstunde«, sondern, artikellos, »Deutschstunde«. So mag es nicht verwundern, dass dieser Roman, der allein im deutschsprachigen Raum eine Auflage von weit über einer Million erfahren hat, nicht nur in viele Sprachen übersetzt, sondern weltweit von der Literaturwissenschaft und Publizistik unter dem Aspekt »deutsch« angesehen worden ist. So in Schweden, England, den USA, bis nach Australien. Geht es doch dort - und das müssen wir uns sagen lassen - um den sehr deutschen Begriff der »Pflicht«, den Schlüsselbegriff des Romans, der nun abermals in einer langen deutschen Tradition steht.

Immanuel Kant begriff »Pflicht« als einen »kategorischen Imperativ«, der die Unterordnung der persönlichen Neigungen unter das sittliche Gesetz verlangt. Friedrich Schiller verwandelte den Begriff in eine Idealgestalt: Max Piccolomini im »Wal...


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