Janukowitsch-Leaks
Aktivisten stellen tausende ukrainische Regierungsdokumente online
Wenig ist bekannt über die mysteriöse Flucht des entmachteten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Nur eines scheint sicher: eilig muss er es gehabt haben. Auf dem Grund des Sees eines seiner Anwesen fanden Taucher nun 200 Ordner voller geheimer Dokumente: eilig versenkt, aber unzerstört.
21 Aktivisten und Journalisten machen sich nun mit Fön und Scanner daran, die Dokumente auszuwerten. Damit auch jeder andere mitmachen kann, haben sie die Fotos der Unterlagen auf eine Website gestellt. Unter Yanukovychleaks.org rufen die Aktivisten dazu auf, sich an der Suche nach dem „unglaublichen Wert der Informationen“ zu beteiligen.
"Journalism Investigation in Process – Do Not Disturb." Reporters team up in Kiev http://t.co/JvS87qCeuH via @gijn pic.twitter.com/z6VdLL0bo6
— ProPublica (@ProPublica) 25. Februar 2014
Dass die Dokumente tatsächlich Brisantes beinhalten könnten, zeigen die Ergebnisse erster Auswertungen: Die Enthüllung über einen geplanten Großeinsatz tausender ukrainischer Polizisten gegen die Protestierenden auf dem Maidan-Platz soll ihren Ursprung in Janukowitschs See haben. Beweise für den Zusammenhang gibt es allerdings bisher keine.
Erste Funde aus den Akten präsentiert auch der der russische Auslandsnachrichtensender „Stimme Russlands“. Er berichtet von Rechnungen für Janukowitschs pompöse Villa sowie Überweisungsbelege seiner „Sponsoren“. Politisch brisanter dürften allerdings die Funde von Akten über Oppositionelle sein. In den Ordnern befänden sich Dossiers über „gefährliche“ oppositionelle Aktivisten, Journalisten und Parlamentsabgeordnete, meldet der Sender.
Eine von ihnen: Tatjana Tschornowil. Die Journalistin recherchierte für einen Artikel über Janukowitsch dekadenten Lebenstil, als sie im Dezember letzten Jahres von Unbekannten brutal zusammengeschlagen wurde. Die Polizei sprach damals von häuslischer Gewalt. Die Aktivisten hoffen nun, in den Akten Hinweise für die Täterschaft staatlicher Behörden zu finden und wollen diese und weitere Auswertungen in den kommenden Tagen ins Netz stellen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.