Abmahner

Bernd Neumann 
bewirbt sich bei der Filmförderung

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn die deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) einen neuen Präsidenten sucht, sollte das ein Filmfan sein. Insofern wäre der Ex-Kulturstaatsminister Bernd Neumann für den Posten nicht die schlechteste Wahl: »Film ist für mich das faszinierendste Medium«, wird Neumann zitiert. Als Lieblingsfilm der letzten Jahre führt er Christian Petzolds Stasi-Drama »Barbara« an. Durch die geschickte Wahl des Geheimdienst-Themas dockt sich Neumann nicht nur an die aktuelle NSA-Debatte an, er erfüllt auch die von einem CDU-Mann erwartete Affinität zur DDR-Kritik. Nun bewirbt sich Neumann um das Amt als FFA-Chef.

Wählt der 36-köpfige Verwaltungsrat der FFA den 72-Jährigen bei der für heute anberaumten Abstimmung, dann wird Neumann zum Herrn über einen jährlichen Etat von rund 76 Millionen Euro, der sich aus der Filmabgabe von TV-Sendern, Videohandel und Kinobetreibern speist. »Ohne diese Förderung wäre der deutsche Film nicht lebensfähig. Der Staat könnte in dieser Größenordnung nicht einspringen«, so Neumann zur dpa.

Als Kulturstaatsminister konnte sich der 1942 in Elbing Geborene viel Achtung auch über die Parteigrenzen hinweg erarbeiten. Für den Kinofilm setzte er sich besonders ein, arbeitete in verschiedenen Jurys und rief 2007 den Deutschen Filmförderfonds ins Leben.

Doch der Vater zweier Kinder hat auch schon Kontroversen ausgelöst. So griff er 2009 in die begleitenden Texte der Ausstellung »Fremde? Bilder von den Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1871« des Deutschen Historischen Museums in Berlin ein, was als selbstherrliche und grobe Zensur empfunden wurde.

Im letzten Jahr setzte sich der ehemalige Realschullehrer gegen ein Gesetz ein, das die Abmahn-Praxis einzelner Anwaltskanzleien bei Urheberrechtsverletzungen im Internet in die Schranken weisen sollte. Was Neumann als Einsatz für das Urheberrecht sieht, verstanden viele Menschen als Lobbyismus für eine dubiose Rechtspraxis.

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