Nazigedenken in Remagen

Antifa ruft zu Demo gegen Revisionismus auf

  • Jan Tölva
  • Lesedauer: 2 Min.

Neonazis wollen am 23. November erneut durch das rheinland-pfälzische Remagen ziehen. Dort erinnert bereits seit 2009 jedes Jahr ein »Trauermarsch« an verstorbene deutsche Kriegsgefangene. Seriösen Schätzungen zufolge kamen in den sogenannten Rheinwiesenlagern, die von April bis Juli 1945 zwischen Remagen und Bad Breisig existierten, 5000 bis 10 000 Menschen ums Leben. Neonazis und Geschichtsrevisionisten sprechen dagegen von einer Million Toten. In einem Akt der Täter-Opfer-Umkehr erklären sie die Deutschen zu den wahren Opfern des Krieges und versuchen so, die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands zu relativieren.

Bis 2011 wurden die Aufmärsche vom »Aktionsbüro Mittelrhein« organisiert. Dessen Mitglieder müssen sich jedoch seit August 2012 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung vor dem Landgericht Koblenz verantworten. Doch auch heute scheinen die Freien Kameradschaften noch hinter dem Aufmarsch zu stecken. Zu den Unterstützern zählt das größte Nazinetzwerk in Bayern, »Freies Netz Süd«. Auch Gliederungen der NPD beziehungsweise der Jungen Nationaldemokraten (JN) und der Partei »Die Rechte« scheinen beteiligt zu sein. So mobilisieren die JN Ahrtal vor Ort, im Landkreis Ahrweiler, für den Aufmarsch. Dem Antifaschistischen Infobüro Rhein-Main zufolge gehören dieser Gruppe auch Angeklagte aus dem Koblenzer Prozess an, die aus der Untersuchungshaft entlassen worden sind.

In Nordrhein-Westfahlen wiederum rufen mehrere Kreisverbände der Partei »Die Rechte« zur Teilnahme auf. In der Vergangenheit war der Aufmarsch in Remagen von der nordrhein-westfälischen Kameradschaftsszene unterstützt worden. Nach dem Verbot mehrerer Kameradschaften im vergangenen Jahr haben Teile dieser Szene ihr neues Handlungsfeld in der Partei »Die Rechte« gefunden. Es scheint also so als seien, auch wenn die Namen andere sind, die Strukturen, die hinter dem Aufmarsch in Remagen stecken, mehr oder minder die gleichen geblieben.

Um diesem Versuch der Geschichtsverdrehung etwas entgegenzusetzen, ruft das Bündnis »NS-Verherrlichung Stoppen!« zu einer Gegendemonstration auf und veranstaltet zudem am 17. November in der Kulturwerkstatt Remagen ein Zeitzeugengespräch mit dem Antifaschisten Lorenz Knorr.

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