Sieben Tage, 
sieben Nächte

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Diese Woche startete mit einer Zugabe von einer Stunde für alle – und dem Abzug eines Arbeitstages in weiten Teilen des Landes. Gegengerechnet war sie also »arbeitnehmerfreundlich«. Und hat uns in Berlin eine durchaus begründete Hoffnung auf die wieder zum Thema gewordene Fusion von Hauptstadt und Brandenburg gemacht. Vielleicht würden wir auch irgendwann die Freuden des Reformationstages genießen können. Womöglich schon 2017, wenn das ganz große Jubiläum ansteht. Doch bis 500 Jahre Luther-Thesen wider den Ablasshandel gefeiert werden können, so mahnte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff am Donnerstag, müsse noch eine Menge im Lande geschehen.

Nationale Herausforderung fasst der CDU-Politiker seine Forderungen an den Bund zwecks Investitionen in Erinnerungsstätten zusammen. Dabei hätte der Mann genug vor seiner eigenen Haustüre zu kehren. Der unlängst veröffentlichte Zensus brachte schließlich an den Tag, dass es in Sachsen-Anhalt, dem Ursprungsland der Reformation, mit ganzen 14,6 Prozent der Bevölkerung inzwischen die wenigsten Protestanten in ganz Deutschland gibt.

Auch an derlei verblichenem Ruhm zeigt sich, dass Goethes »Verweile doch, du bist so schön« immer nur ein Anspruch bleibt. Dass nichts von ewiger Dauer ist, musste in dieser Woche beispielsweise Hannelore Kraft erfahren. Kaum war die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin nach der Bundestagswahl zur Lichtgestalt der Sozialdemokratie erklärt worden, gilt sie seit den Koalitionsgesprächen über den Energiewandel ob ihres Engagements für die Arbeitsplätze in den heimischen Gruben seit Wochenmitte nur noch als Kohle-Kraft.

Auch Franz-Peter Tebartz-van Elst kann ein Lied von der Endlichkeit des schönen Augenblicks singen. Eben noch konnte der Limburger Bischof eine Designer-Badewanne für schlappe 15 000 Euro und andere Luxusgüter sein Eigen nennen, da bekam er vom Papst eine Auszeit verpasst, die er seit dieser Woche als »geistliche Tage« in der Benediktinerabtei im niederbayerischen Metten verbringen muss – da, wo offenbar noch nicht ganz so üppig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.

Mit jähen Wendungen musste zudem CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt fertig werden. Es war ihm immerhin eine öffentliche Erwähnung wert, dass er am vergangenen Mittwoch erstmals in seinem Leben die SPD-Zentrale im Berliner Willy-Brandt-Haus betreten hat. Aber wer seit Jahren an den bisherigen politischen Gegner austeilt, darf auch in Zeiten der Verbrüderung nicht ängstlich sein. Ganz und gar, wenn er einen Ministerposten in der Großen Koalition abfassen will. Und siehe da – mit dem nötigen Gottvertrauen hat der Mann die Begegnung mit den Genossen überlebt. Halloween war schließlich erst danach. oer

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