Mut zur Technik

Von Alexander Ludewig über den viel zu zögerlichen deutschen Fußball

  • Lesedauer: 2 Min.

So viele Anrufe wie an diesem Wochenende hatte Thomas Helmer lange nicht mehr. Alle wollten eine Stimme des Phantomtorexperten. Vor fast 20 Jahren hatte er für Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg nicht getroffen, trotzdem stand er plötzlich als Torschütze auf der Anzeigetafel. Helmer ärgert sich darüber. Er wurde 1996 Europameister und gewann den UEFA-Pokal. Aber er sagt: »Ich werde ganz oft nur auf das Phantomtor angesprochen.« Ein Makel, der haften blieb.

»Es gibt nur Verlierer«, sagte Rudi Völler am Freitagabend. Wieder ein Phantomtor. Der Sportchef von Bayer Leverkusen hat recht. Die Verlierer sind: Schiedsrichter Felix Brych, Phantomtorschütze Stefan Kießling, natürlich die unterlegenen Hoffenheimer und der deutsche Fußball. Felix Brych zog den Zorn der Hoffenheimer Anhänger und vieler Fußballfans auf sich. Er traf schließlich die Entscheidung. Und er wurde sogar schon aus der eigenen Gilde kritisiert, weil er sich vom unberechtigten Jubel der Leverkusener beeinflussen ließ. Stefan Kießling ist der zweite Buhmann. Auch ihn traf die Fanwut: »Ich wurde richtig übel beleidigt.« Man glaubt ihm nicht, dass er es nicht gesehen habe, dass der Ball nach seinem Kopfstoß durchs Außennetz ins Tor gelang. Der Makel wird bleiben.

Nun zum deutschen Fußball. Der DFB versteckt sich hinter der FIFA. Zwar beschäftigt er sich schon mit dem Einspruch der Hoffenheimer gegen die Spielwertung, verweist aber sogleich auf den Weltverband, der mit verbindlichen Vorgaben die international gültige Rechtslage bestimmt. Schon 1994, nach Helmers Phantomtor, hatte der DFB Ärger mit der FIFA bekommen, weil er das Spiel wiederholen ließ - entgegen dem Leitprinzip der »Tatsachenentscheidung«. Aber auch im aktuellen Fall gibt es keine Alternative: Das Spiel muss wiederholt werden.

Mit einer Torlinientechnik gäbe es diese Diskussion nicht. Das behauptet die Firma GoalControl. Klingt überzeugend. Denn ein Treffer wird nur dann als solcher angezeigt, wenn der Ball die überwachte Linie zwischen den Pfosten und der Latte wirklich durchbricht. Das System von GoalControl hat übrigens von der FIFA den Zuschlag für die WM 2014 bekommen. Der viel zu zögerliche deutsche Fußball hat sich noch nicht einmal auf einen Termin zur Einführung einer Technik festgelegt.

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