Lebensrunen im Darkroom

Sarah Liebigt hat aufgedeckt, dass Nazis Döner essen

  • Lesedauer: 2 Min.

Geht noch mehr Klischee auf einmal? Ein Pärchen, beide Mitte zwanzig, betritt einen Schnellrestaurant in Hellersdorf, in dem es Fast Food frei nach türkischer Art gibt. Man darf sich streiten darüber, ob die Art und Weise in der das dünn gescheibelte Hammelfleisch in derlei Lokalen serviert wird, noch als orientalisch zu bezeichnen ist, nichtsdestotrotz ist für die meisten Menschen der »Döner« irgendwie so ein leckeres Produkt türkischer Schnellgarkunst und Berliner Schnauze.

Ob das oben erwähnte Paar am vergangenen Freitag nun einen Döner essen oder wirklich bloß den rechten Parteiaufkleber im Lokal anbringen wollte, ist nicht übermittelt. Fest steht, dass der Restaurantchef rechte Propaganda in seinem Laden nicht wollte, die beiden raus schmiss und zur Belohnung von einem betrunkenen Kompagnon mit Reizgas eingedeckt wurde.

Nazis essen Döner! Damit wäre doch (mal wieder) endgültig belegt, dass die Anhänger deutschtreuer Fraktionen sich nicht mal selbst an ihre Forderungen halten. So man den beiden unterstellen möchte, über die Zielgruppe ihrer Parteienwerbung wirklich nachgedacht zu haben. Und was kommt als nächstes? Lebensrunen im Darkroom? Angst-vor-Islamisierungs-Postkarten im Hamam? NPD-Fähnchen im Solarium? Wobei letzteres nicht unbedingt Sinn ergibt. Gibt ja genug Menschen, denen braun werden lieber ist, als dem Jahrzehnte alten Ideal von blond, blass, blauäugig nachzueifern.

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