Musharrafs Eigentor

Olaf Standke zum Sondergericht über Pervez Musharraf in Pakistan

  • Lesedauer: 2 Min.

Mord, kriminelle Verschwörung, Beihilfe zum Mord - es sind schwere Vorwürfe, die Pervez Musharraf am Dienstag vor einem Antiterror-Sondergericht in Rawalpindi nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zu hören bekam. Auch wenn der frühere Militärherrscher - seit Monaten unter Hausarrest - alles bestritt, er ist nun offiziell wegen der Ermordung von Benazir Bhutto angeklagt. Die Politikerin kam vor sechs Jahren bei einem Terroranschlag während einer Wahlkampfveranstaltung ums Leben, und Musharraf soll nicht ausreichend für die Sicherheit der früheren Premierministerin und politischen Rivalin gesorgt haben.

Diese Anklage eines ehemaligen Armeechefs ist beispiellos in der Geschichte Pakistans - eines Landes, das fast die Hälfte seiner Existenz von einer Militärjunta regiert wurde. So gesehen ist der nun anstehende Prozess auch ein Lackmustest für das Demokratieverständnis der noch immer mächtigen Generäle und ihr Verhältnis zur gerade erst gewählten Regierung von Nawaz Sharif. Der Premier war 1999 in einem Putsch von Musharraf als Regierungschef gestürzt worden und musste ins Exil gehen. Dort hat auch sein Erzfeind die vergangenen vier Jahre verbracht - und dürfte es schon bitter bereut haben, dass er im März zurückgekehrt ist, um bei den Parlamentswahlen sein politisches Comeback zu starten. Eine völlige Fehleinschätzung der Lage. Wird er jetzt schuldig gesprochen, droht ihm lebenslange Haft oder gar die Todesstrafe.

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