Briefkasten nazifrei

Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus verteilt Aktionskits

Auch in Herzberg hängen jetzt die Parolen der rechtsextremen NPD zur Bundestagswahl am 22. September. »Lieber Geld für die Oma als für Sinti und Roma« und »Lieber Maria als Scharia« steht auf den Plakaten, die neben einer alten Oma eine blonde und blauäugige und eine verhüllte Frau zeigen. Seit Sonnabend sind solche Motive an der Leipziger Straße zu sehen. Wer auf der Durchfahrtsstraße in die Stadt hineinkommt, erblickt sie auf der linken Seite an jeder zweiten Laterne. Leider sei dies nicht außergewöhnlich. »So war das schon oft vor Wahlen in Herzberg«, erinnert sich ein Anwohner. Früher brachte die NPD hier sogar noch mehr Plakate an. Wenigstens die umliegenden Dörfer seien bislang verschont geblieben, heißt es.

Das Absurde an der aktuellen Stimmungsmache: In Herzberg sind weder Sinti und Roma präsent, noch islamische Frauen mit Kopftüchern. Trotzdem ärgern sich einige Bürger und überlegen, etwas gegen die NPD-Propaganda zu unternehmen. Aber was?

Fakten

● Laut Verfassungsschutz gibt es in Brandenburg 320 Mitglieder der NPD.

● Bei der Landtagswahl 2009 erzielte die NPD 2,6 Prozent.

● Für die Bundestagswahl 2013 nominierte die NPD in allen zehn märkischen Wahlkreisen je einen Direktkandidaten. Sieben davon stehen auch auf der Landesliste, darunter Landeschef Klaus Baier, der Stadtverordnete Ronny Zasowk (Cottbus) und die Gemeindevertreterin Lore Lierse (Mühlenbecker Land).

● Insgesamt bietet die märkische NPD 13 Kandidaten für den Bundestag auf. nd

 

Vielleicht auch Plakate kleben? Das brandenburgische Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsex-tremismus und Fremdenfeindlichkeit packte Aufkleber, Zeitungen, Tröten und T-Shirts zusammen und verteilt dieses Material seit dem 9. August als Anti-Nazi-Aktionskits. »Man kann das Kit bei uns bestellen, es ist kostenlos«, sagt Annika Eckel von der Bündnis-Geschäftsstelle.

Leiter Jonas Frykman erklärt: »Es ist Sommer, es ist Bundestagswahlkampf - und gerade wenn es am schönsten ist, gehen die ex-trem rechte NPD und die rechtspopulistische Bürgerbewegung ›Pro Deutschland‹ auf Stimmenfang mit Informationsständen auf dem Marktplatz, Kundgebungen vor Flüchtlingsunterkünften, Flugblättern in Briefkästen oder dem Verteilen von CDs vor Schulen. Genau für solche Situationen wurde das Anti-Nazi-Kit entwickelt.«

1000 Päckchen wurden bereitgelegt, 200 000 Zeitungen gedruckt. Wann und wo Neonazis auftauchen und ihre Propaganda anbringen, wisse man vorher oft nicht, heißt es. Mit dem Kit lasse sich »schnell und einfach eine Aktion auf die Beine stellen, die wirkt und auch noch Spaß macht«.

In der Zeitung wird darauf hingewiesen, dass bei der bevorstehenden Bundestagswahl wieder Neonazis antreten. »Auf den Wahlplakaten tun sie harmlos und freundlich. Aber Nazis sind gegen die Demokratie, sie vertreten mörderische Ideen, sie sind gewalttätig...« Leider seien viele Menschen anfällig für faschistische Parolen, »weil die Lage in der Welt immer unsicherer zu werden droht und in ganz Deutschland, auch in Brandenburg, die Armut wächst«. Es gebe Angst vor Kriminalität und Arbeitslosigkeit. Es müsse etwas getan werden. Doch: »Was ganz bestimmt nicht hilft, sind Leute, die Hitler verehren und Ausländern oder Juden die Schuld an allem geben, was schief läuft.«

Die acht Seiten zählende Zeitung enthält ein Interview mit Breiti, Gitarrist der Band »Die Toten Hosen«. Er erzählt, warum sich die Gruppe gegen Nazis engagiert: »Die Generation unserer Eltern hat noch Krieg und Diktatur miterlebt. Ich bin mit dem Bewusstsein groß geworden, dass Frieden und Demokratie nichts Selbstverständliches sind, sondern eine große Errungenschaft, die man verteidigen muss.«

Wie kann eine Verteidigungsstrategie aussehen? Per Aufkleber am Briefkasten deutlich machen, dass NPD-Werbung unerwünscht ist, Propagandamaterial entsorgen, bei drohender Gewalt die Polizei rufen und gegen Aufmärsche protestieren, wird angeraten. Verbündete suchen, ein Konzert organisieren und sich über die Ideologie der Nazis informieren, um ihren Behauptungen begegnen zu können. Den Mund aufmachen soll man, wenn jemand rassistische Sprüche reißt, Rechtsrock hört oder Klamotten der Marke »Thor Steinar« trägt. Nicht wegschauen! Lokalpolitiker spielen zwar Probleme mit Nazis oft herunter, in Sorge um das Ansehen ihrer Stadt oder ihres Dorfes. Doch dies sei gefährlich, weil es der rechten Szene freie Hand lasse.

In Herzberg denken engagierte Menschen jetzt darüber nach, Unterschriften zu sammeln. Bei den Mobilen Beratung gegen Rechts haben sie schon angerufen und um Ratschläge gebeten. In der Elbe-Elster-Stadt gibt es seit 2012 einen NPD-Ortsbereich. Der Vorsitzende heißt Marx, Mario Marx.

Bestellung per E-Mail unter kontakt@aktionsbuendnis-brandenburg.de o. Tel.: (0331) 50 58 24 25

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