Staatsanwaltschaft prüft Urteile gegen Asylbewerber

Nach Medienberichten über Schnellverfahren gegen »Asyltouristen« / Flüchtlingsrat Brandenburg spricht von »rassistischen Entgleisungen«

  • Lesedauer: 2 Min.

Eisenhüttenstadt (dpa/nd). Umstrittene Urteile des Amtsgerichts im brandenburgischen Eisenhüttenstadt gegen Asylsuchende beschäftigen die Staatsanwaltschaft. Es werde geprüft, ob die Art der Rechtsprechung strafrechtlich relevant sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) am Montag. Hintergrund sind sogenannte Schnellverfahren des Amtsgerichts gegen Flüchtlinge wegen illegaler Einreise.

In Eisenhüttenstadt befindet sich Brandenburgs zentrales Aufnahmelager für Flüchtlinge. Viele kommen aus Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan oder Tschetschenien.

Wie das ARD-Magazin »Report Mainz« in der vergangenen Woche berichtete, werden Asylsuchende vom Eisenhüttenstädter Gericht wegen illegaler Einwanderung oft in weniger als 15 Minuten zu Haft oder Geldstrafe verurteilt. Die Flüchtlinge seien »Asyltouristen«, die zu einem »Heer der Illegalen« gehörten, ihren Lebensunterhalt verdienten sie in der Regel mit Straftaten - meist Schwarzarbeit, hieß in Urteilen, auf die sich das ARD-Magazin beruft.

Der Flüchtlingsrat Brandenburg spricht von »rassistischen Entgleisungen« und fordert Aufklärung. Nach Artikel 16 des Grundgesetzes genießen politisch Verfolgte in Deutschland Schutz vor Haft und Strafverfolgung. Kritik kam auch von Juristenverbänden.

Beim Amtsgericht Eisenhüttenstadt wollte auf Anfrage niemand Stellung beziehen. Man äußere sich nicht zu den Vorwürfen, sagte ein Sprecher des Gerichts. Auch das Justizministerium in Potsdam hielt sich bedeckt. Man wolle zunächst die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten, hieß es.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal