Hoher Arbeitsdruck in Behindertenwerkstätten

Thüringer Landesarbeitsgemeinschaft warnt

  • Lesedauer: 2 Min.
Die zunehmende Arbeitsbelastung macht sich auch in den Behindertenwerkstätten bemerkbar. Mehr als jeder vierte Beschäftigte in den Thüringer Einrichtungen ist seelisch oder psychisch krank - Tendenz steigend.

Weimar (dpa/nd). Die Zahl der seelisch und psychisch erkrankten Menschen in den Thüringer Behindertenwerkstätten nimmt weiter zu. Derzeit leiden fast 30 Prozent aller 10 200 Beschäftigten in den Einrichtungen darunter, wie aus Zahlen der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen hervorgeht. »Der Druck im Erwerbsleben hat zugenommen«, sagte dazu der LAG-Vorsitzende Klaus Stark in einem dpa-Gespräch in Weimar. Viele Menschen in den Werkstätten hätten einen sogenannten Burn-Out gehabt. Diese bräuchten dann einen Bereich, in dem dieser »Arbeitsdruck herausgenommen wird«.

Ein großer Teil der Betroffenen könne die Werkstätten aber nach einer gewissen Zeit wieder verlassen, sagte Stark. Dabei helfe auch die gute Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen. Eine Einrichtung in Sonneberg kooperiere sogar mittlerweile mit der Automobilindustrie. Dort würden künftig ganze Türen für die Fahrzeuge zusammengebaut. Allerdings seien das immer noch einfache Tätigkeiten. Stark lobte zugleich die gute Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Diese sei sehr offen und flexibel.

Etwas mehr Unterstützung erhofft sich Stark von der Landesregierung. »Wenn wir Inklusion betreiben wollen, muss das Land auch Arbeitgeber im direkten Umfeld fördern«, sagte er. Dabei gehe es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch um Freizeitangebote oder die Mitgliedschaft in Sportvereinen. Unter Inklusion versteht man in diesem Zusammenhang ein Zusammenwirken von Behinderten und Nichtbehinderten.

Insgesamt dürfe aber die Arbeit der Werkstätten nicht infrage gestellt werden, sagte Stark. Diese würden eine gute Arbeit leisten und müssten inhaltlich und finanziell arbeitsfähig sein. In den kommenden Wochen beginnen Verhandlungen mit der Landesregierung und den Kommungen über ein neues Abrechnungsmodell für die Träger der Einrichtungen. Diese sollen künftig stunden- und nicht mehr tageweise berechnet werden. Dadurch könne die Summe der Zuwendungen geringer ausfallen und die Einrichtungen finanziell unter Druck setzen, warnte Stark. Eine teilweise Zusammenlegung der 32 Werkstätten als Alternative schloss Stark jedenfalls kategorisch aus.

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