Finowfurt wehrt sich gegen Rechtsrock
Brandenburger Initiativen wollen »den Nazis den Stecker ziehen« / Hunderte bei Protesten
Finowfurt (dpa/nd). Ein Neonazi-Konzert in Finowfurt ist am Samstag auf breiten Protest gestoßen. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich an den verschiedenen Aktionen insgesamt etwa 1200 Menschen, knapp 1000 allein an einer Demonstration. Auch zahlreiche Kommunal- und Landespolitiker, darunter Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke), gingen auf die Straße.
Zu dem Protest unter dem Motto „Den Nazis den Stecker ziehen“ hatten erstmals gemeinsam die Initiative „Finowfurt - Nazifrei“ und das Aktionsbündnis „Bunte Schorfheide“ aufgerufen. Ziel sei es, das Neonazi-Konzert zu verhindern, hieß es. Ab Mittag sollten 13 Neonazi-Bands auf einem Privatgelände in Schorfheide auftreten. Das Konzert ist unter Auflagen genehmigt worden. So muss es spätestens um 22.00 Uhr beendet sein und darf maximal eine Lautstärke von 55 Dezibel erreichen, wie der Bürgermeister der Gemeinde Schorfheide, Uwe Schoknecht, erklärte.
Erste Besucher aus der rechten Szene reisten laut Polizei am Morgen an. Sie wurden an verschiedenen Kontrollstellen von Polizeibeamten überprüft. Die Ortsdurchfahrt von Finowfurt war gesperrt. Auch auf der angrenzenden Autobahn 11 kam es zu Verkehrsbehinderungen. Es seien mehrere Hundertschaften aus verschiedenen Bundesländern und die Bundespolizei im Einsatz, sagte ein Sprecher.
Der Veranstalter des Neonazi-Konzerts haben 500 Besucher gemeldet. Polizei und Ordnungsbehörden befürchteten jedoch, dass mehr Neonazis kommen könnten. Die Szene plane das größte Konzert seit Anfang der 1990er Jahre, hieß es. Laut „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ haben die Behörden festgelegt, dass sich nicht mehr als 1000 Besucher gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten dürfen.
Das Privatgelände ist seit vielen Jahren Veranstaltungsort für diverse Veranstaltungen der rechtsextremistischen Szene. Laut Innenministerium liegt den Behörden bereits eine Anmeldung für ein weiteres Konzert im August vor. Die Behörden beobachten das Geschehen genau: „Wir haben kein Interesse, dass sich so ein Veranstaltungsort in Brandenburg etabliert“, sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker auf Anfrage.
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