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Gerechtigkeit für Uli!

  • Ernst Röhl
  • Lesedauer: 3 Min.
Flattersatz: Gerechtigkeit für Uli!

Bayern München, deutscher Rekordfußballmeister, ist schon wieder Meister geworden und hat zusätzlich das galaktische Messi-Superteam des FC Barcelona gedemütigt. Hätten die Spieler das ohne ihren Präsidenten geschafft? Nein. Auch Präsident Hoeneß selbst hat seinen Marktwert gesteigert. Wie SPD-Comedian Steinbrück hält er öfter mal Vorträge für immer höhere Honorare. »Ich verlange immer mehr«, sagte er, »und es funktioniert. Ich liege jetzt schon über dem Steinbrück.« Wie Steinbrück gastierte auch er bei den Bochumer Stadtwerken, allerdings nicht für nur 25 000 Euro - wie Steinbrück. Er, sagte Uli, mache den Veranstaltern klar, er käme nur, wenn er auf sein Honorar verzichten dürfe und der Betrag in voller Höhe gespendet werde.

So isser! Ein Wohltäter. Ein Vorbild. Er hat sich, wie die »Süddeutsche Zeitung« verrät, schon immer »sozial engagiert und jedem geholfen, dem es schlecht ging. Seine breiten Schultern stellte er traurigen und bedürftigen Menschen zur Verfügung, um sich anzulehnen …« Und nun das! Viele Menschen seien von ihm enttäuscht, richtete Regierungssprecher Seibert aus, »die Bundeskanzlerin zählt auch zu diesen Menschen«. Das hatte sie Uli nicht zugetraut. Wir aber, seine Bewunderer, sagen: Uli, dir trauen wir alles zu. Aber! Keine Vorverurteilung! Nicht zur Moralkeule greifen! Darf denn seine Selbstanzeige die Unschuldsvermutung außer Kraft setzen? Nein, natürlich nicht. Und außerdem hat der Uli in seinem Leben schon viel mehr Steuern gezahlt als all seine neidischen Feinde, die sich mit ihrer popligen Lohnsteuerkarte durchs Leben schlagen.

Er ist ja nicht bloß Fußballpräsident, sondern auch Boss einer Wurstfabrik in Nürnberg, die jeden Tag vier Millionen Bratwürste ausstößt. Seine HoWe Wurstwaren KG läuft wie geschmiert, die braucht keinen gewählten Betriebsrat; seine Belegschaft, sagt Uli, habe absolut keinen Bock, sich gewerkschaftlich zu binden. Die Millionen in der Schweiz hat er, wie wir lesen, sowieso nicht mit Würstchen verdient. Nein, der einstige adidas-Chef Louis-Dreyfus wollte geschäftlich beim FC Bayern einsteigen und unbedingt verhindern, dass der Sportschuh-Konkurrent Nike ihm zuvor käme. Folglich schenkte der liebe adidas-Spezl dem Uli ein paar Millionen Euro zum gepflegten Verzocken an der Börse.

So unschuldig begann, wie wir hören, diese Hinterzieherkarriere. All seine Hoffnungen setzte der Uli auf das schwarz-gelbe deutsch-schweizerische Steuerabkommen, das leider scheiterte. Sonst wäre sein guter Name nie und nimmer mit einer vergifteten Steuer-CD und Geldern von Geheimkonten in Verbindung gebracht worden. Im festen Glauben an das Gute und ans Bankgeheimnis flunkerte der Uli in einem »Bild«-Interview: »Ich weiß, dass es doof ist, aber ich zahle volle Steuern!« Er wusste: Die Profession des Steuerfahnders steht in Deutschland auf der roten Liste der aussterbenden Berufe. In bayerischen Finanzämtern sind derzeit mehr als 1500 Stellen für Steuerfahnder und Betriebsprüfer unbesetzt - eine Spezialität, die die Seehofer-CSU der ganzen Welt als Standortvorteil offeriert.

Mitfühlend berichten »Bild« und die »Qualitätszeitungen« über die Selbstanzeige, und Finanzminister Schäuble (CDU) nennt Ulis Pech einen »beklagenswerten Einzelfall«. Für diese Ansicht hat Schäuble einen unwiderleglichen Beweis: Den Weg der strafbefreienden Selbstanzeige gingen in Deutschland seit dem Jahre 2010 mehr als 47 294 Hinterzieher. Die Hoeneß-Gier ist also ein lupenreiner Einzelfall. Der Einzelfall als Massenerscheinung.

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