Venezuela: Oberstes Gericht lehnt Neuauszählung ab

Gerichtspräsidentin wirft Oppositionskandidat Capriles vor, Auslöser der Gewaltausbrüche zu sein

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Rio de Janeiro (epd/nd). Der Oberste Gerichtshof in Venezuela hat eine Neuauszählung der Stimmen nach der Präsidentenwahl abgelehnt. Da das Wahlsystem computergestützt sei, sei eine manuelle Überprüfung der Urnen technisch nicht möglich, sagte die Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Luisa Estella Morales, am Mittwochnachmittag (Ortszeit). Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag hatte Interimspräsident Nicolas Maduro einen hauchdünnen Sieg errungen. Oppositionskandidat Henrique Capriles will das Ergebnis nur anerkennen, wenn die Stimmen neu ausgezählt werden.

Die Gerichtspräsidentin warf Capriles vor, mit seinem Verhalten die Gewaltausbrüche nach der Wahl ausgelöst zu haben. Dabei waren in den vergangenen Tage acht Menschen getötet und mehr als 60 verletzt worden.

Maduro soll am Freitag in sein Amt eingeführt werden. Am Donnerstag wollen bei einer Sondersitzung der Union Südamerikanischer Staaten (Unasur) in Lima (Peru) die Staats- und Regierungschefs des Kontinentes über die Situation nach den Wahlen in Venezuela beraten.

Die meisten südamerikanischen Staaten haben den Sieg Maduros inzwischen anerkannt. Die USA hingegen bekräftigten, dass sie eine Neuauszählung der Stimmen erwarten. Auch die katholischen Bischöfe Venezuelas erklärten, eine Überprüfung des Wahlergebnisses würde die Bevölkerung beruhigen. Zudem riefen sie die Kontrahenten dazu auf, auf eine aggressive Sprache zu verzichten.

Der frühere Gewerkschaftsführer und langjährige Außenminister Maduro war von dem im März gestorbenen Präsidenten Hugo Chávez zum Wunschnachfolger erklärt worden. Er gewann die Präsidentschaftswahl unerwartet knapp mit 1,7 Prozentpunkten Vorsprung.

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