Kainsmal der Ausgrenzung
Der Kulturwissenschaftler Stefan Wellgraf beschreibt die Lebenswelten Berliner Hauptschüler
Stefan Wellgraf trifft in Berliner Hauptschulen auf stigmatisierte Bildungsverlierer der deutschen Wettbewerbsgesellschaft.
Wer es im »Land der Ideen« im Leben zu nichts bringt, ist selber Schuld. Bildung, Erziehung und Einser-Abi geistern als Garanten sozialen Aufstiegs weiter durch die Republik. Der Mythos hält sich ebenso hartnäckig wie die abgedroschene Formel »Hauptschüler gleich bildungsferne Schicht gleich Migrant«. Dass deren Schullaufbahn oft mit einem Abschluss endet, der nicht das Papier wert ist, auf dem es gedruckt ist; die Summe vergebener Großchancen im ewigen Endspiel des Lebenslaufs, wird dabei gerne übersehen. Dass die Fleischtöpfe der Bildungsnation immer mehr Menschen nur aus TV-Werbepausen oder von U-Bahnplakaten entgegenlachen - Kolateralschaden mangelnder Selbstverantwortung.
Dem Looser unserer Tage wird die Schuld fürs Unterschichten-Dasein eloquent in seine Billigmarken-Treter geschrieben. »Nicht materielle, sondern die geistige und moralische Armut sind das Problem«, bringt Bestseller-Autor und Ex-Bundesbankvorstand Thilo ...
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