Erdogan: EU zu lax gegen Terror

Vorwürfe nach Selbstmordanschlag auf US-Botschaft in Ankara

  • Lesedauer: 2 Min.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Staaten der Europäischen Union zu mehr Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus aufgefordert. Vorwürfe gegen deutsche Behörden wurden in der türkischen Presse erhoben.

Istanbul (dpa/AFP/nd). Nach dem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara sagte Erdogan bei einem Besuch in Prag, die EU müsse sich von Terrororganisationen distanzieren, wie türkische Zeitungen am Dienstag berichtetet. Attentäter aus der Türkei könnten sich in Europa oftmals frei bewegen, ohne verfolgt oder ausgeliefert zu werden.

Der Anschlag auf die US-Botschaft wurde türkischen Ermittlungen zufolge von einem verurteilten Linksextremisten verübt, der aus der Türkei geflüchtet war und seit mehreren Jahren in Deutschland gelebt hatte. In der türkischen Presse sind im Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara Vorwürfe gegen die deutschen Behörden laut geworden.

Die Zeitung »Hürriyet« berichtete am Dienstag von Pannen bei Ermittlungen gegen Alisan Sanli, den Selbstmordattentäter von Ankara. Die Berliner Staatsanwaltschaft habe den Linksextremisten im Jahr 2009 zwar verhört, aber nicht einmal die von Sanli angegebene Adresse überprüft - und deshalb auch nicht herausgefunden, dass Sanli die Behörden angelogen habe.

Laut »Hürriyet« wurde Sanli in Berlin wegen des Besitzes von Propagandamaterial der in der Türkei und in Deutschland verbotenen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) verhört. Dabei habe Sanli eine Wohnadresse in Kreuzberg angegeben, die aber von der Berliner Polizei nie kontrolliert worden sei. Laut »Hürriyet« hörten die türkischen Mieter des betreffenden Hauses nie von Sanli.

Die Zeitung berichtete zudem, auch bei Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft gegen Sanli wegen des Verdachts der Geldbeschaffung für die DHKP-C ab dem Jahr 2011 habe es Pannen gegeben. Trotz laufender Ermittlungen hätten die Behörden den Verdächtigen im Oktober vergangenen Jahres aus den Augen verloren. Der türkischen Regierung zufolge war Sanli vor dem Attentat vom vergangenen Freitag von Deutschland aus über Griechenland mit falschen Papieren in die Türkei eingereist. Bei dem Anschlag auf die US-Botschaft hatte Sanli einen türkischen Wachmann mit in den Tod gerissen.

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