Generation chancenlos

Grit Gernhardt über Symbolpolitik gegen Jugendarbeitslosigkeit

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Jegliche Verantwortung möglichst weit von sich fernzuhalten - darin ist Bundeskanzlerin Angela Merkel Meisterin. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos war es unter anderem die in Teilen Europas bereits endemisch auftretende Jugendarbeitslosigkeit, gegen die sie allein mit großen Worten anzukämpfen gedenkt. Ihre Aufrufe waren höchst unkonkret an die »Unternehmer weltweit« adressiert: »Wir freuen uns über jeden, der jungen Menschen ein Stück Hoffnung gibt«; oder erklärten den Politikern, es sei ihre »Hauptaufgabe«, jungen Menschen »Perspektiven aufzuzeigen«.

Was eines der reichsten Länder Europas jedoch gegen die zudem durch die deutsche Wirtschaftsstrategie mitverursachte Chancenlosigkeit einer ganzen Generation zu tun gedenkt, sagte Merkel nicht. Die Antwort folgte am Montag von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und der Bundesagentur für Arbeit (BA): Eine Internetseite soll es richten! Immerhin ein paar hundert Jugendliche aus EU-Staaten könnten 2013 dadurch eine Lehrstelle in Deutschland finden, erklärte BA-Vorstand Raimund Becker. Das wird den meisten der derzeit annähernd 7,5 Millionen erwerbslosen jungen Menschen in 27 EU-Ländern wenig mehr als ein müdes Lächeln entlocken - wenn sie die Seite überhaupt lesen können. Bis dato gibt es nämlich nur eine deutsche Version, bei der das einzige Zugeständnis an Internationalität der Titel »The Job of my Life« ist. Große Worte wieder einmal, aber neue Chancen sehen anders aus.

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