»Sonst müssen wir aufhören«
Dokumentationsstelle der Antirassistischen Initiative Berlin in Not
Mit »hoffnungsvollen Grüßen« unterschreibt ARI sein Gesuch um Unterstützung. Die Dokumentationsstelle der Antirassistischen Initiative Berlin (ARI) steht kurz davor, wegen Personalmangels ihre Arbeit einstellen oder zumindest drastisch reduzieren zu müssen.
Seit 1993 trägt ARI bundesweit Informationen zu Flüchtlingen zusammen, die im Zusammenhang mit Abschiebungen verletzt wurden oder ums Leben kamen. Mittlerweile sind über 6000 Fälle dokumentiert. ARI sammelt außerdem Fakten über Flüchtlinge, die durch Angriffe von Neonazis zu Schaden kommen. Die gesammelten Daten werden sorgfältig geprüft, bevor sie veröffentlicht werden und jährlich in einer aktualisierten Fassung veröffentlicht.
Zwei Fälle aus der ARI-Dokumentation: Nordrhein-Westfalen. Sammelabschiebung von 43 Roma aus mindestens fünf Bundesländern vom Flughafen Düsseldorf nach Pristina. Unter den Abgeschobenen befindet sich ein Vater mit seiner 20-jährigen schwangeren Tochter. Seine Frau ist mit fünf jüngeren Kindern im Landkreis Steinfurt geblieben, wo die Familie seit 21 Jahren gelebt hat. 17. März 2010: Der psychisch kranke und suizidgefährdete Herr R. aus dem niedersächsischen Zeven wird im Rahmen der geplanten Sammelabschiebung über Düsseldorf mit einem Krankenwagen zum Flughafen transportiert. Von dort aus erfolgt dann aber seine Einlieferung in ein Krankenhaus. Ungeachtet dessen wird die Abschiebung seiner Frau und der drei Kinder nach Kosovo ungebremst fortgesetzt.
Bundesweit ist ARI die einzige Initiative, die mit einer solchen Akribie Schicksale verfolgt und dokumentiert. »Viele Gruppen und Organisationen nutzen die Zahlen und Inhalte in ihrer politischen Arbeit«, so ARI. Doch nun wird es »personell eng. Zu viel Arbeit - zu wenig Leute«. »Wir sind jetzt wirklich sehr auf Unterstützung dieser wichtigen Arbeit angewiesen, sonst müssten wir tatsächlich aufhören«, heißt es in der Mitteilung, mit der ARI um neue Mitstreiter wirbt.
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