Faustkampf als Zivilcourage

Regisseur Eike Besuden über »Gibsy«, einen Film über den von den Nazis verfolgten Boxer Johann Rukeli Trollmann

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Besuden: Wenn wir an den Holocaust denken, verbinden ihn alle mit Juden. Ganz wenige Geschichten beschäftigen sich mit dem Mord an den Roma und Sinti. Es wurden fast eine halbe Million Roma und Sinti von den Nazis umgebracht. Ich habe von der Geschichte vor 15 Jahren zum ersten Mal etwas gehört. Sie hat mich gleich interessiert, weil solch eine Story noch nie verfilmt wurde. Damals habe ich aber niemanden finden können, der sich dafür interessierte. Also habe ich die Geschichte erst einmal auf meinen Stapel gelegt. Aber schließlich habe ich sie wieder hervorgeholt und ein Drehbuch für einen Spielfilm schreiben lassen. Ich konnte David Safir dafür gewinnen. Aber leider ließ sich der Spielfilm mit dieser Story nicht realisieren.

Was war der Grund dafür?
Wo ich auch anfragte, bekam ich die Antwort, dass bereits drei Sportgeschichten aus dem Nationalsozialismus im Kino gefloppt seien. Man winkte mit dem Hinweis auf die geringen Erfolgsaussichten ab. Deshalb habe ich mich entschlossen, ein Doku-Drama zu drehen. Dafür konnte ich dann endlich Partner und Geldgeber finden.

Ist »Gibsy« einfach nur eine Sportlerbiografie
Das Hauptthema des Films ist für mich eigentlich nicht die Biografie eines jungen Boxers. Das interessierte mich erst in zweiter Linie. In erster Linie geht es mir um Zivilcourage. Der Protagonist »Gibsy« beweist sehr viel Zivilcourage. Als er von den Nazis den Titel als Deutscher Meister aberkannt bekommt, weil er ein »Zigeuner« ist, pudert er seine Haut weiß, färbt sich die Haare blond und steigt wieder in den Ring. Das war damals sehr mutig, ein enormer Akt von Zivilcourage für einen »Zigeuner«.

Wie haben Sie für das »Gibsy«-Projekt recherchiert, mit wem haben Sie zusammengearbeitet?
Selbstverständlich habe ich mit Roma-Verbänden gesprochen. So z.B. mit dem Roma-Verband in Niedersachsen, wo Johann Rukeli Trollmann geboren wurde und seine Familie lebt, aber auch mit dem Bundesverband in Heidelberg und mit dem Berliner Verband. Schließlich hat Rukeli Trollmann eine Zeit in Berlin gelebt und dort geboxt. Aber so eine Geschichte kann man nicht ohne die Familie machen. Also habe ich mich an die Familie gewandt. Die Zusammenarbeit war sehr gut, mir wurde sofort das Archiv der Familie geöffnet. So kamen wir an Bilder, die sonst nicht zu finden gewesen wären. Da waren die Bilder aus dem »Zigeuner«-Lager in Marzahn. Besonders toll war es, dass wir drei Minuten Originalfilm von Rukelis Boxkampf bekommen konnten. Das sind 71 bewegte Bilder mit Rukeli! So etwas ist klasse für die Dokumentation. Da hatten wir echtes Glück, dass wir die durch einen Zufall gefunden haben.

Was ist Ihnen noch wichtig an »Gibsy«?
Zivilcourage ist ja eigentlich ein zeitloses Thema. Und es ist ein sehr wichtiges Thema, besonders auch für die heutige Jugend. Ich würde es gern unter Jugendlichen verbreitet wissen. Deshalb habe ich die Form des Doku-Dramas gewählt. Mit den Spielszenen darin ist der Film bestimmt auch für junge Leute interessant, ich hoffe, dass er möglichst viele Jugendliche erreicht. Außerdem erzählt er eine prima Geschichte, die geeignet ist, zum Thema Holocaust auch mal den Teil aufzublättern, in dem es um die Roma und Sinti im Nationalsozialismus geht.

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