Wo Erich Honecker mit Helmut Schmidt sprach

Die Schorfheide lockt mit Kulinarischem und Clownerie

  • Hans-Joachim Schlichtholz
  • Lesedauer: 3 Min.

Schon vor Jahrhunderten lockten die Wälder der »Großen Heide Werbellin« Kurfürsten und Könige zur Jagd. Auch spätere Machthaber kamen gern her, um sich auf der Pirsch oder bei einer Treibjagd zu erholen. Der Nazi Hermann Göring, der sich in der Schorfheide eine riesige Residenz mit dem Namen »Karinhall« anlegen ließ, hatte schon vorher, 1934, am gegenüber liegenden Nordufer des Großen Döllnsees für seinen Leibjäger ein stattliches Wohnhaus bauen lassen, in dem er selbst oft zu Gast war.

Ab 1954 nutzten die SED-Politiker Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht dieses Anwesen, um hochrangigen Staatsbesuch zu empfangen. Ulbricht ist hier 1973 verstorben. In den 1970er Jahren veranlasste Erich Honecker den Anbau von Schwimmhalle und Bootshaus für die eigene Motorjacht. Während das Schloss Hubertusstock eher offiziellen Anlässen diente, empfing Honecker in seinem privaten Feriendomizil am Döllnsee in persönlicher Atmosphäre. Zu den Gästen zählte Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD).

Nach gut einjähriger Bauzeit, in der man dem alten Döllnkrug durch zwei Gästehäuser ein moderneres Gesicht verlieh, ist auf dem 100 Hektar großen und einst streng bewachten Gelände ein komfortables Vier-Sterne-Hotel entstanden. Im schmucken Restaurant »Cottage« serviert man unter anderem Wildbret. Fisch kommt frisch aus dem Großen Döllnsee.

Gut gestärkt lohnt ein Abstecher nach Klosterfelde zu einem der skurrilsten Museen Europas - so genannt im Guinnessbuch der Rekorde. Über die B 109 ist es zu erreichen, das Internationale Artistenmuseum. Als Mekka der Unterhaltungskünstler, Artisten-, Varieté- und Zirkusfreunde birgt es unzählige Fotos, Programmhefte, Plakate und Requisiten aus über einem Jahrhundert Zirkusgeschichte. Zusammengetragen in mehr als 40 Jahren hat das alles Roland Weise, der schon zu DDR-Zeiten internationale Festivals organisierte und sich mit diesem Haus einen lang gehegten Wunsch erfüllte. »1951 kam der weltbekannte Magier Emil Kio auf mich zu und schenkte mir seine Autogrammkarte. Das war der Anfang meiner Sammlerleidenschaft«, erinnert sich der Museumsgründer. »Stolz bin ich auch auf Rastellis originalen Balancestab und natürlich auf Kassners ›Schwebende Jungfrau‹, die mir der große Zauberer bereits vor einigen Jahren überließ.«

Blickfang in der Ruhmeshalle der Artisten ist neben dem ausgestopften Eisbären »Nordpol« aus der Raubtiergruppe von Dompteuse Ursula Böttcher ein knallrotes Kleid von Katja Nick alias Käthe Denicke, die mit ihrer weltweit einzigartigen Fähigkeit, rückwärts mehrsprachig zu singen, begeisterte.

Schwergewichtige gusseiserne Utensilien erinnern zudem an Milos Barus. »Der war von 1946 an zwanzig Jahre stärkster Mann der Welt. Er konnte zum Beispiel mit seinen bloßen Händen ein Zentimeter dickes Bandeisen fein säuberlich zu einer Schnecke drehen und Autos oder Flugzeuge nur mit Muskelkraft stoppten«, schwärmt Roland Weise, der natürlich bei einer Führung noch viel mehr zu erzählen weiß.

Hotel Döllnsee, doellnsee.de, Artistenmuseum, Liebenwalder Straße 2 in Klosterfelde, artistenmuseum.de

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