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Anfang mit kleinen Pannen

Toofan Harirod gewinnt den ersten Meistertitel der neuen Fußball-Liga in Afghanistan

  • Subel Bhandari, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Zuschauer, die das Spiel in der Halbzeit für beendet halten. Reporter, die Spieler während des Matches interviewen wollen. An die neue Fußball-Liga müssen sich die Afghanen noch gewöhnen. Begeistert sind sie schon jetzt, wie nicht nur das Finale bewies.

Zwar machte der Krieg keine Pause. Dennoch waren in Afghanistan am Freitag nicht Anschläge und Tote das zentrale Thema, sondern Fußball und Tore. Im ausverkauften AFF-Stadion in Kabul, eines von nur dreien im ganzen Land, fieberten 5000 Menschen beim ersten Finale der neuen Fußball-Liga mit. Ein Vielfaches davon verfolgte am Radio oder vor dem Fernseher, wie Toofan Harirod aus dem Westen des Landes das gegnerische Team Simorgh Albors aus dem Nordwesten mit 2:1 bezwang. Das Debüt der Afghan Premier League (APL) mit acht Teams aus acht Regionen des Landes wurde nach insgesamt 16 Spielen zum vollen Erfolg. Die Partien verliefen ohne gewaltsame Zwischenfälle oder größere Störungen - aber nicht ohne kleine Pannen.

Große Fußballbegegnungen kennt das Land aus der jüngeren Vergangenheit nicht. Entsprechend unbedarft gingen manche Afghanen an das einmonatige APL-Turnier heran. Etwa der Radioreporter, der versuchte, einen Spieler am Rand des Feldes zu interviewen - während des laufenden Matches. Einem der Organisatoren, der den Zeitpunkt des Interviews für schlecht gewählt hielt, sagte der Journalist, das würde dem Bericht schließlich mehr Farbe verleihen.

Irritiert waren die Organisatoren auch von einem Fernsehsender, der das erste Match vor einem Monat live übertrug - ganz ohne Genehmigung. Bei den offiziellen TV-Partnern wurde schließlich eines der Spiele versehentlich unkommentiert übertragen. »Die Zuschauer hatten keine Ahnung, welche Teams spielten, was passierte, wer punktete oder foulte«, sagt Sportjournalist Sayed Resa Hosseini.

Zwar ist Fußball der populärste Sport in Afghanistan, dennoch könnten manche Fans ein wenig Orientierung gebrauchen. Als der Schiedsrichter bei einem der Spiele zur Halbzeitpause pfiff, »verließen viele Menschen das Stadion«, sagt ein Fotograf, der Zeuge des Vorfalls wurde. »Sie dachten, das Spiel wäre vorbei. Sie wussten nicht, dass ein professionelles Spiel über zwei Hälften geht.«

Die Fußball-Begeisterung mancher Afghanen beschränkte sich nicht aufs Zuschauen. Jeweils drei der 21 Spieler aller acht Mannschaften waren in einer Casting-Show im Fernsehen ausgewählt worden, die der afghanische Fußballverband zusammen mit einem Sender organisiert hatte.

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