Explosive Lage an türkisch-syrischer Grenze

Saudi-Arabien und Katar dringen auf Lieferung schwerer Waffen an Assad-Gegner

  • Lesedauer: 3 Min.
Wieder schlugen am Wochenende Granaten aus Syrien auf türkischem Boden ein. Und wieder feuerte die türkische Armee zurück. Ankara warnt vor weiteren Angriffen. In Syrien gehen die Kämpfe weiter.

Istanbul/Beirut (dpa/AFP/nd). Am Wochenende schlugen erneut mehrere Granaten auf türkischem Boden ein. Die Armee des NATO-Mitglieds feuerte zurück. Am Sonntag schien sich die Lage zu beruhigen, bis am Nachmittag wieder türkische Geschosse in Syrien niedergingen.

Offiziell werteten die türkischen Behörden die Vorfälle aber nicht als Angriff auf ihr Land. Außenminister Ahmet Davutoglu warnte jedoch: »Jeder künftige Angriff auf die Türkei, von woher auch immer, wird zum Schweigen gebracht.« Die türkische Zeitung »Sabah« zitierte Davotoglu am Sonntag in ihrer Online-Ausgabe mit der Forderung nach einer Übergangsregierung in Syrien ohne Präsident Baschar al-Assad. Dessen Vize Faruk al-Scharaa solle die Führung übernehmen, sagte der türkische Außenminister.

Obwohl Baschar al-Assad den Rückzug von Panzern und schweren Waffen aus dem unmittelbaren Grenzgebiet befohlen haben soll, waren im Laufe des Sonnabends insgesamt drei aus Syrien abgefeuerte Mörsergranaten in den Feldern um das türkische Dorf Güveççi detoniert, nur 50 Meter von der Grenze zu Syrien entfernt. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, wurde niemand verletzt. Das türkische Militär habe jedoch das Feuer erwidert. Gleichzeitig wurden heftige Kämpfe auf syrischer Seite zwischen Regierungstruppen und Rebellen vermeldet - kaum zwei Kilometer von der Ortschaft Güveççi entfernt.

Die Lage an der Grenze ist explosiv, seit am Mittwoch im türkischen Akcakale fünf Menschen durch Granaten aus Syrien starben. Am Donnerstag erlaubte das Parlament in Ankara der Regierung daraufhin für ein Jahr Militäreinsätze über die Grenze hinweg. Dagegen protestierten Hunderte Gegner eines Krieges in Istanbul.

Während die Türkei die Rebellen in Syrien politisch und logistisch unterstützt, liefern ihnen Saudi-Arabien und Katar, wie die »New York Times« am Sonnabend schrieb, regelmäßig Geld und leichte Waffen. Sie würden die Gegner Baschar al-Assads gerne auch mit schweren Waffen unterstützen, zögern jedoch angeblich wegen mangelnder Unterstützung der USA. »Wir benötigen zunächst die Rückendeckung der USA, und am besten auch der UNO«, sagte Katars Außenstaatssekretär Chaled al-Attijah der Onlineausgabe der »New York Times« vom Sonnabend. Ein anderer arabischer Verantwortlicher sagte, die arabischen Staaten suchten nach Wegen, »dass diese Waffen nicht in die falschen Hände fallen«.

Unterdessen schwillt die Zahl der Syrienflüchtlinge in der Türkei an. Am Sonntagmittag flohen 412 Syrer vor dem Bürgerkrieg über die Grenze, meldete Anadolu. Am Sonntagmorgen waren bereits 26 verletzte und zwei tote Syrer von Angehörigen über die grüne Grenze gebracht worden. Der Agentur zufolge hat die Türkei bei Akcakale ein weiteres Flüchtlingslager in Betrieb genommen, es sei das insgesamt fünfte. Bisher hat die Türkei mehr als 93 000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Ankara hatte wiederholt betont, dass mehr als 100 000 Menschen nicht zu versorgen seien.

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