Familie versus Weltmarke

Greuther Fürth hob den Personaletat auf 12 Millionen Euro an, der FC Bayern arbeitet an einem 40-Millionen-Transfer

Gleich am ersten Spieltag der Saison empfängt Liganeuling Greuther Fürth den Rekordmeister Bayern München. Kein anderes Duell symbolisiert die Vielfalt der Bundesliga in ihrer 50. Spielzeit stärker.

Die längste Sommerpause der bisherigen Bundesligageschichte kam der SpVgg Greuther Fürth gerade recht. »Viele Menschen haben in den letzten acht Wochen Außergewöhnliches geleistet, damit wir uns in einem vernünftigen Zustand präsentieren. Es gab kaum Tage, an denen unsere Mitarbeiter vor Mitternacht aus dem Büro gegangen sind«, sagt Helmut Hack. Seit 16 Jahren amtiert der 62-Jährige als Präsident der Spielvereinigung. Nach mehreren Anläufen ist in der vergangenen Saison erstmals der Aufstieg in die erste Bundesliga geglückt: Greuther Fürth ist der 52. Verein im Fußball-Oberhaus.

Das kleine aufpolierte Stadion liegt mitten in einem Wohngebiet und bietet nur 15 200 Zuschauern Platz. Morgen, im ersten Bundesligaspiel der Klubgeschichte, läuft dort der große FC Bayern München ein. Kein Duell symbolisiert die Vielfalt der Bundesliga stärker als dieses.

Der Rekordmeister versucht gerade Javier Martinez für 40 Millionen Euro von Athletic Bilbao zu verpflichten. In der vergangenen Spielzeit belief sich der Umsatz der Münchner auf rund 350 Millionen Euro. In der neuen Spielzeit ist die Qualifikation zur äußerst lukrativen Champions League wieder das Minimalziel. Knapp 60 Millionen Euro brachte sie 2012 ein, und der FC Bayern will sich weiter mit den Besten Europas messen. So wird der Geldfluss am Laufen gehalten.

»Unsere gesamten Personalkosten liegen bei zwölf Millionen Euro, das kosten bei großen Vereinen zwei Spieler«, erzählt Hack »nd«. Die erste Liga nennt der Fürther Präsident eine Löwengrube, mit »Herausforderungen, die uns möglicherweise überfordern«. Er weiß nicht, wie seine Spieler reagieren werden, wenn ihnen Berater weitaus bessere Verdienstmöglichkeiten bei anderen Klubs anbieten. »Ist der nötige Zusammenhalt in der Mannschaft dann noch da?«, fragt sich Hack. Wie sich die wirtschaftliche Komponente auf das Sportliche auswirken kann, hat Hack schon bei der Suche nach Verstärkungen erfahren. »Einen deutschen Stürmer, der bei uns und zu unseren Konditionen spielt, gibt es nicht.« Zumindest keinen, der das Team sofort verstärken würde.

Trotz aller Anstrengungen ist Hack klar, »dass wir in jeglicher Hinsicht zu klein für die 1. Bundesliga sind«. Dafür sind sie bei der Spielvereinigung eine große Familie: »Wir müssen immer ein Stückchen mehr zusammenhalten.« So backt die Frau des Präsidenten immer noch den Kuchen für die Pressekonferenzen. Aus diesem Gefühl heraus und mit »viel Idealismus, Leidenschaft und Liebe« speist sich Hacks Hoffnung auf den Klassenerhalt. Vielleicht gelingt der Fürther Familie schon morgen gegen die Weltmarke FC Bayern die erste Überraschung.

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