Fabiano Caruana gewinnt Fotofinish

Italienischer Jungstar stoppt beim Chess-Meeting in Dortmund auch Schachgenie Wladimir Kramnik

  • Dagobert Kohlmeyer, Dortmund
  • Lesedauer: 2 Min.

Was für ein Herzschlagfinale! Sieger des Chess-Meetings 2012 in Dortmund wurde am Sonntag der Italiener Fabiano Caruana. Mit 6,0 Punkten aus neun Partien verwies er Sergej Karjakin aus Russland nach Feinwertung auf Platz zwei. Der 19-jährige Caruana hatte mehr Gewinnpartien im Turnier. Damit triumphierte zum zweiten Mal nach dem Dortmunder Arkadij Naiditsch (2005) ein so junger Spieler im stärksten Schachwettbewerb auf deutschem Boden.

Die Schlussrunde im Dortmunder Schauspielhaus verlief spannend wie selten. Vor dem letzten Spieltag führten fünf Spieler mit je 5,0 Punkten die Tabelle an. Unter ihnen war aber nicht der zehnfache Dortmund-Sieger Wladimir Kramnik, der zuvor überraschend von Caruana gestoppt worden war. Der Jungstar überspielte den russischen Exweltmeister mit Weiß nach allen Regeln der Kunst und zwang Kramnik am Ende der Partie mit feinen Manövern zur Aufgabe.

Auch am letzten Spieltag gewann Caruana. Mit den schwarzen Figuren wehrte er wilde Angriffe von Mateusz Bartel ab und konterte mit einem Sturmlauf seines Bauern am Damenflügel. Schon nach 27 Zügen gab der polnische Großmeister auf. Danach verfolgte Caruana mit Spannung, wer von den anderen Spitzenreitern noch zu ihm aufschließen würde. Dies gelang nur Sergej Karjakin, der Jan Gustafsson aus Hamburg bezwang.

Nun sahen alle Zuschauer gebannt auf das Duell zwischen Arkadij Naiditsch und Peter Leko. Beiden lieferten sich einen scharfen Kampf, der nach vier Stunden remis endete. So war Caruana am Ziel seiner Wünsche: »Es ist der größte Erfolg meiner bisherigen Laufbahn. In der Schachstadt Dortmund habe ich mich sehr wohl gefühlt. Gern komme ich nächstes Jahr wieder, um meinen Titel zu verteidigen«, sagte der glückliche Sieger, inzwischen Nummer acht der Weltrangliste.

Für die deutschen Spieler brachte der Vergleich mit der Weltspitze wertvolle Erkenntnisse. Arkadij Naiditsch teilte mit Kramnik Platz vier bis fünf, Georg Meier wurde Siebenter und Daniel Fridman Achter. Jan Gustafsson belegte nur Rang zehn.

Insgesamt 3 600 Schachfans verfolgten das Geschehen vor Ort. Im Internet klickten fast 400 000 Kiebitze ein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal