Meister der Beständigkeit
Roger Federer stellt mit seinem Zweitrundensieg bei den French Open einen weiteren Rekord auf
Wenige Stunden vor seinem Rekord merkte Roger Federer plötzlich, wie alt er geworden war. Nur noch eine Pflichtaufgabe gegen den Rumänen Adrian Ungur stand bei den French Open in Paris zwischen Federer und seinem 234. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier, da fiel dem Schweizer auf, dass er von seinem Gegner noch nie zuvor gehört hatte: »Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Dass da einer auftaucht, den man gar nicht auf dem Radar hat.«
Federer gewann die Begegnung natürlich trotzdem, zog im Stade Roland Garros in die dritte Runde ein und überholte damit Altmeister Jimmy Connors in der ewigen Bestenliste der vier größten Turniere der Welt, landläufig Majors genannt. Ein weiterer Rekord für den 16-maligen Grand-Slam-Champion. Spielen solche Zahlen für Federer überhaupt noch eine Rolle? »Das ist ein wichtiger Rekord. Er unterstreicht die Beständigkeit, die man in seiner Karriere an den Tag legt«, antwortete Federer stolz.
Der Schweizer blickt angesichts seines neuesten Meilensteins lieber auf die Gegner zurück, ohne die er Zeit seiner Karriere keine Höchstleistungen erreicht hätte. »Ich könnte ein Buch darüber schreiben«, sagte er. Alles fing vor mehr als zwölf Jahren an, im Januar 2000, als Federer den US-Amerikaner Michael Chang in Melbourne bezwang. »Das war ein wunderschöner Sieg«, erinnerte sich Federer. Es folgten die Spiele gegen seine Helden, die Federer bis dato »nur aus dem Fernsehen« kannte. »Diese Zeit war irgendwie surreal«, sagte der zweifache Familienvater: »Ich konnte es kaum glauben.« Pete Sampras, Andre Agassi, Patrick Rafter und wie sie alle hießen, ließ Federer weit hinter sich. Dann kam seine Generation, mit der er seine Jugend verbracht hatte. »Und plötzlich spielten wir auf den Center Courts vor so vielen Zuschauern und live im Fernsehen«, sagte Federer. Aber auch Andy Roddick, Lleyton Hewitt und David Nalbandian spielen heute kaum mehr eine Rolle im Spitzentennis.
Federer schaffte den Sprung und kämpft heute gegen die fünf Jahre jüngeren Novak Djokovic und Rafael Nadal um die Vorherrschaft. »Ich bin glücklich, dass ich gegen so viele verschiedene Spieler und gegen so viele große Champions habe antreten dürfen. Und ich bin mir sicher, dass ich auch in Zukunft gegen sie spielen werde«, sagte der 30-Jährige.
Die Motivation zieht er aus den ständig neuen Herausforderungen gegen Djokovic, Nadal - und aus seinem ungestillten Hunger nach weiteren Rekorden. 285 Wochen lang war Federer die Nummer eins der Welt, eine Woche fehlt ihm noch, um sein Idol Pete Sampras einzuholen. 74 Titel hat er bislang gewonnen, mit 109 führt Jimmy Connors in dieser Liste. »Ich spiele Jahr für Jahr, dann werden wir sehen«, sagte Federer.
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