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Ironische Kämpferin
Katharina Schwabedissen / Die 39-Jährige ist Spitzenkandidatin der NRW-LINKEN
Bescheiden, ehrlich, hilfsbereit, mithin keine Wasser predigende Weintrinkerin: Springers »Welt« traut ihr zu, Wähler »außerhalb dunkelroter Zirkel« und selbst im Bürgertum zu fischen. Katharina Schwabedissen nimmt das Lob aus ungewohnter Ecke heiter-gelassen: »Wir fischen nicht, wir versuchen Menschen zu überzeugen - alle Menschen, die ganz Reichen vielleicht ausgenommen.«
Seit Sonnabend firmiert die Pfarrerstochter, gelernte Krankenschwester, studierte Philosophin und Historikerin als Spitzenkandidatin der Linkspartei für die NRW-Landtagswahl. Auch offiziell. Als solche präsentiert wurde sie vom Landesvorstand bereits vor drei Wochen - als Teil eines Spitzentrios, vor den bisherigen Fraktionschefs Wolfgang Zimmermann und Bärbel Beuermann.
Teile der Basis fühlten sich übergangen. Abgestraft wurde Schwabedissen: Nur 70 Prozent der Delegierten stimmten für die 39-Jährige, die ohne Gegenkandidatin antrat. Schwabedissen nimmt es locker. Das Ergebnis sei gut. Und außerdem: »Ich heiße Katharina, nicht Erich.«
Als sie vor einem Jahr mit ihrem jugendlichen Sohn eine Fukushima-Demo besuchte, stellte Schwabedissen fest, dass ihr Spross da so alt war wie sie selbst zu Tschernobyl-Tagen. »Da wurde mir klar: Nichts hat sich seit 1986 geändert«, sagt Schwabedissen. Von einem wirklichen Atomausstieg lasse sich nicht sprechen. Auch nicht in NRW, wo unter Rot-Grün die Kapazität der Urananreicherungsanlage Gronau vervierfacht wurde, wo Dutzende Atommüll-, Uran- und Plutonium-Transporte anstehen.
Politik habe sie eigentlich »schon immer gemacht«. Zur Parteipolitik stieß sie über die WASG. Wurde Landesvorstand, 2008 - ein Jahr, nachdem WASG und PDS zur LINKEN verschmolzen waren - Sprecherin des Landesverbandes.
Schwabedissen kann beides: Kämpferisch sein und witzig-ironisch. »Wir leben in Zeiten, in denen wir kämpfen müssen«, erklärt sie. Die Ironie sei wichtig, »um nicht zynisch zu werden«.
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