Ende einer Kultur

DIE VERTREIBUNG DER JUDEN VON DER BÖRSE

  • Raphaela Simonis
  • Lesedauer: 2 Min.

Man möchte es heute kaum glauben, aber Berlin war einst - spätestens mit der Gründung des Deutschen Reiches - der zentrale Börsenplatz in Deutschland. Mittlerweile hat Frankfurt am Main der Hauptstadt diesen Rang wieder abspenstig gemacht.

In den 1920er und Anfang 1930er Jahre war »Spree-Athen« auch die Metropole jüdischen Lebens in Deutschland. Dementsprechend hoch war die Anzahl jüdischer Börsenbesucher in Berlin. Natürlich blieb auch für sie die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre nicht ohne Konsequenzen.

Wesentlich folgenreicher freilich waren die gesetzgeberischen Eingriffe in ihre Geschäftstätigkeit mit dem Machtantritt der Nazis in Deutschland, die schließlich zur vollständigen Verbannung der Juden aus dem Aktienhandel führte, wie Henning Medert in seiner akribischen, detaillierten Studie belegt.

»›Die Börse‹ war als Allgemeinplatz und abstrakter Kristallisationspunkt antikapitalistischer, antiliberalistischer sowie rassistisch-antisemitischer Überzeugungen ein fester Bestandteil des nationalsozialistischen Weltbildes«, schreibt der Historiker. Die Demagogie der Nazis unterschied zwischen »schaffendem« und »raffendem« Kapital. Diese begriffliche Konstruktion von Gegensätzen deckte sich mit ökonomischen Interessen.

Doch der Autor legt noch weitere Aspekte frei: Die Verdrängung der Juden von der Berliner Börse markierte zugleich den Untergang einer bestimmten Handelskultur. »Ein Parketthandel findet heute nur noch an wenigen Börsen der Welt statt und ist weiterhin auf dem Rückzug.«

Henning Medert: Die Verdrängung der Juden von der Berliner Börse. Kleine und mittlere Unternehmen an der Wertpapier-, Produkten- und Metallbörse (1928-1938). Metropol. 480 S., br., 29,90 €.

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