Mammon mit Menschenverstand

Ein schönes Stück »Geld« im Theater an der Parkaue

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.
Einmal fühlen wie Dagobert Duck
Einmal fühlen wie Dagobert Duck

Da haben sie nun alles erfahren über »Geld - Mehr über Geld - Noch mehr über Geld - Alles über Geld - Ein Letztes über Geld« und dass es kein Herz hat. Doch wie elektrisiert springen letztlich Schüler ab neun Jahren am Ende von ihren Plätzen auf, um herab flatternde 50-Euro-Scheine zu erhaschen. Sie wollen es, auch wenn das Theaterspielgeld ist und sie jetzt wissen, dass eine echte 50-Euro-Note eigentlich nur 16 Cent wert ist. Der Reiz bleibt. »Geld« von Gertrude Stein schloss sich an die Summe der Forschungen der diesjährigen Winterakademie zum Thema im Jungen Staatstheater Berlin an.

Sascha Bunge brachte den von Michael Mundhenk ins Deutsche gebrachten Text an der Parkaue zur Uraufführung. Ihr Geld und mehr wert ist die spannende wie fröhliche Aufführung. So ungewöhnlich wie die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein war - sie lebte von 1874 bis 1946 - ist auch die Hausfrau Gertrud auf der Bühne. Suchte Gertrude Stein nach den Wurzeln der Wörter, fahndet Gertrud nach denen des Geldes.

Ihre Wohnung, in der sie ihre eigenen Scheine auf der Leine trocknet und dann bügelt, ist imposant. Sie ist eine Haushaltsforscherin, auch wenn der Regisseur sie nicht so aussehen lässt, um schon mal ein Klischee zu brechen. Vielmehr kommt Birgit Berthold locker lächelnd, ihre Hüften schwingend im bunten Kleid aufs Publikum zu. Das ist schon mal eine Hommage an den gesunden Menschenverstand, kommt den Lebensmaximen nahe, denen sich Gertrud stellt. Leute, die arbeiten und dafür Lohn bekommen, die wüssten, was Geld sei, sagt sie. Regierungen und Parlamente, die Millionen hin und her schieben, wissen es nicht. Dabei seien Parlamente geschaffen worden, weil Könige nicht gewusst hätten, was Geld bedeutet. Das wiederholt sie, damit es sich einprägt.

Dann macht sie sich auf, die Geschichte des Geldes, über sein Wesen und übers Rechnen zu erzählen. Überzeugende Beispiele und gute Geschichten bringt sie an. Beispielsweise die von den drei Wüstensöhnen, denen ein kluger Richter hilft, für ihr Erbe an Kamelen den gemeinsamen Nenner zu finden. Die Frage: »Brauchen Richter Leihkamele?« bleibt bis zum Schluss an der Papiertafel stehen. Auch weiß sie die Sache mit der 1-Million-Pfund-Note, die auf eine Kurzgeschichte von Mark Twain zurückgeht, vergnüglich unter die Leute zu bringen. Was man besser nicht erklären kann, muss nicht neu erfunden werden. So kommt Gertrud zu den Begriffen Kredit und Bank, klärt schlagkräftig über den Ursprung des Wortes Bankrott auf.

Siebzig Minuten geht das so und wird nie langweilig, denn die Schauspielerin gibt schelmisch die Forschungsergebnisse preis. Das macht nicht nur Kindern Spaß. Ganz allein ist Gertrud dabei auf der Bühne dann doch nicht. Um sich nicht den Mund fusselig reden zu müssen, ruft sie beispielsweise ab und zu ihr kostümiertes Ebenbild oder andere Gestalten an, in die sie sich auf der Leinwand verwandelt hat. Da ist schnell eine Verbindung zu George Washington hergestellt, der seinen Kopf durch den Dollar steckt. Gertrud kann so auch eine Freundin, die es wissen muss, fragen, ob man sein Geld zur Bank tragen sollte oder besser nicht.

Die überraschendste Idee ist der Anruf bei Karl in London. Der Bärtige kommt einem doch sehr bekannt vor. Egal. Jedenfalls ist Karl dort Hausmeister an der Börse und hat gerade keine Zeit. Er wühlt im Keller in Scheinen, stopft sich damit die Taschen voll. Also das sei das Geld, das man drinnen gerade vernichtet hat, sagt er gehetzt. Er und seine Kumpels sammeln es ein, teilen es unter sich auf und geben davon armen Leuten ab. Summa summarum, irgendwer steckt den Kies am Ende ein. Gertrud hat's rausgekriegt. Und wir haben das auch schon immer geahnt.

Ab 21.2., Theater an der Parkaue

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