Unverbrauchte Drehorte
Thüringens Regierung will das Land zum Produktionsstandort von TV-Serien machen
Erfurt. Thüringen will sich nicht nur als Produktionsstandort von Kindersendungen, sondern auch von TV-Serien profilieren. »Wir wollen der Branche entsprechende Angebote machen«, sagte die auch für Medien zuständige Staatskanzleiministerin Marion Walsmann (CDU) im dpa-Gespräch.
Das Land, so Walsmann, verfüge über neue Studios, unverbrauchte Drehorte und qualifiziertes Personal - auch durch die Absolventen von Medienstudiengängen an den Hochschulen in Ilmenau, Weimar, Schmalkalden und Erfurt. »Thüringen hat die komplette Infrastruktur. Das ist noch zu wenig bekannt.« Walsmann schloss bei Serien-Projekten eine »Anschubfinanzierung« durch das Land nicht aus.
In den vergangenen Jahren hatte der Freistaat mit Millionenaufwand ein Medienzentrum mit mehreren Studios in Erfurt errichtet, das bisher hauptsächlich für Kinder-Produktionen genutzt wird. Dazu gehört vor allem die Serie »Schloss Einstein« für den Kinderkanal Ki.Ka von ARD und ZDF, der seit 15 Jahren aus der Thüringer Landeshauptstadt sendet. »Schloss Einstein« ist ein Erfolgsmodell. Aber wir können mehr«, sagte Walsmann.
Wichtiger Imageeffekt
Erste Gespräche im Dezember 2011 mit Vertretern von Fernsehanstalten, der Filmwirtschaft, der Produzentenallianz und von Hochschulen zu TV-Serien seien viel versprechend verlaufen. Sie würden fortgesetzt, kündigte Walsmann an. »Thüringen hat echte Chancen als Produktionsstandort von Fernsehserien.« Sie seien ein Wirtschaftsfaktor nicht nur durch die Beschäftigung von Kameraleuten, Cuttern oder Beleuchtern. Sie könnten zudem helfen, Thüringen bundesweit bekannter zu machen und Hochschulabsolventen den Berufseinstieg zu ermöglichen. »Ich hätte auch nichts gegen eine Krimi-Produktion, die in Thüringen spielt«, sagte Walsmann.
Dabei sei sich Thüringen bewusst, dass es gegen renommierte Medienstandorte wie Berlin, München, Köln oder Hamburg antreten müsse. Ihre ersten Gespräche zu den Chancen auf Serien-Produktionen hätten auch gezeigt: »Thüringen muss mehr dafür tun, damit unsere Infrastruktur bekannter wird. Wir müssen Angebote machen. Es geht nichts im Selbstlauf.« Neben der Verfügbarkeit von Studios, Fachpersonal und interessanten Drehorten spielten auch die Produktionskosten bei der Entscheidung für oder gegen Drehorte eine Rolle. »Natürlich ist es auch ein Preiswettbewerb.«
Schub für Drehbuchautoren?
2012 wird sich die CDU/SPD-Landesregierung nach Angaben von Walsmann über Fördermöglichkeiten verständigen. »Es geht um Kreativwirtschaft. Die ist schwer zu fördern.« Sie sei darüber im Gespräch mit Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD). Diskutiert würde beispielsweise über einen Fonds zur Anschubfinanzierung für Drehbuchautoren oder Produzenten »in der kritischen Phase bis zur Umsetzung eines Stoffs«.
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