Besser als der Nächste

Center Torin Francis wird bei Alba Berlin immer besser und könnte endlich ein Zuhause finden

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Torin Francis ist einer dieser vielen US-Amerikaner, die es wie Sand am Meer im europäischen Basketball gibt. Groß, stark, umzugserprobt. Vier Jahre lang spielte er an einem guten College in seiner Heimat, verpasste danach den Sprung in die NBA und ging nach Europa, um sein Talent und seine Körpergröße doch noch zu Geld zu machen. Nach jahrelangem Hin und Her versucht er nun, bei Alba Berlin Fuß zu fassen. Es scheint ihm zu gelingen.

Als Alba am Dienstagabend gegen den belgischen Pokalsieger Dexia Mons-Hainaut lange nicht richtig in Fahrt kam, hielt ausgerechnet Francis mit zehn Punkten bei perfekter Wurfquote die Berliner im Spiel. Dabei waren sich die meisten Beobachter zu Beginn der Saison einig, dass Francis keine Verstärkung für Alba sein würde. »Er hat jetzt einen großen Sprung gemacht«, bescheinigte Spielmacher DeShaun Wood, der wie Francis auf 16 Punkte kam. »Doch das Beängstigende ist, dass Torin noch viel besser werden kann.«

Der 28-jährige Francis spielte seit 2006 bei sieben Vereinen, bevor er nach Berlin kam: zwei Stationen in Italien, drei in Griechenland, je eine in Israel und der Türkei. Nirgends blieb er länger als ein Jahr. Nie wurde er besser als der nächste große Spieler, der sich auf dem übervollen Markt anbot. Auch in Berlin spielte der Mann mit den Rastazöpfen zunächst wenig. »Der Trainer hatte kein Vertrauen in mich. Er wusste, dass ich punkten kann. Aber meine Verteidigung gefiel ihm nicht, und er legt viel Wert auf Defensive«, so Francis.

Der angesprochene Gordon Herbert sieht das anders. »Torin hatte kein Vertrauen in sich selbst. Das sah man ihm an«, sagt Albas Trainer. »Er hat sich danach in vielen kleinen Details verbessert, und nun glaubt er mehr an sich.« In Herberts System sind die Positionen des Spielmachers und des Centers die kompliziertesten. Francis muss ständig Blöcke stellen, anspielbar sein, den Korb attackieren. Nicht einfach für einen 2,10-Meter-Riesen, der 120 Kilogramm in Schwung bringen muss. »Am Anfang dachten viele, die Position sei unsere Schwäche. Aber jetzt ist es unsere Stärke«, so Herbert.

Francis traf gegen Mons all seine acht Feldwürfe. Als in der zweiten Hälfte auch die Mitspieler besser verteidigten, wurde aus einem 40:47 noch ein ungefährdeter 83:63-Sieg. Die Runde der letzten 16 ist erreicht. »Das reicht uns nicht. Das reicht mir nicht«, sagt Torin Francis. »Wir haben noch nichts gewonnen.« Er hat begriffen, dass er nur mit Titeln länger bleiben darf.

Gruppe E

Frankfurt - Banvit 56:62

Gruppe G

Treviso - Bayern München 92:66

Gruppe H

Berlin - Mons-Hainaut 83:63

Frankfurt und München ausgeschieden, Alba für Runde der letzten 16 qualifiziert.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -