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Liberallala!
Harald Range / Der 63-jährige Liberale wird der neue Generalbundesanwalt
Generalbundesanwalt zu sein, ist eine hochwichtige und keine leichte Aufgabe: Den lieben langen Tag muss man aufpassen, dass niemand sich des Vaterlandsverrats schuldig macht und der Demokratie nichts Schlimmes passiert. Lässt man nämlich gelangweilt umherstreunende linksradikale Gewalttäter mal nur für ein paar Minuten aus den Augen, hat irgendeiner aus der Rasselbande vielleicht schon wieder einen ungehörigen Satz auf eine Hauswand gemalt oder ein paar hässliche Schmähworte über die soziale Marktwirtschaft fallen lassen. Und dann müssen die Schlingel zur Demokratie erzogen werden.
Und daran, wie eine solche Demokratie funktioniert, wird man - falls man es vergessen haben sollte - beim angewendeten Auswahlverfahren für das Amt des Bundesanwalts auch gleich erinnert: Die Justizministerin, die der Partei der Besserverdienenden angehört, schlägt einen Juristen vor, der auch der Partei der Besserverdienenden angehört. Und zwar den Celler Generalstaatsanwalt Harald Range, 63, geboren in Göttingen. Er ist, wie sich das in einer Demokratie gehört, der einzige vorgeschlagene Kandidat für den Posten des Generalbundesanwalts. Und dann stimmen dem Vorschlag alle anderen Parteien zu. Das ist Demokratie.
Bekanntheit erlangt hat Range, der sich bisher als Korruptionsbekämpfer hervorzutun suchte und nun die fleischgewordene oberste Strafverfolgungsbehörde Deutschlands ist, vor fünf Jahren während der Fußball-WM in Deutschland. Seinerzeit machte er mit einer »Null-Toleranz-Strategie« von sich reden: Gemeinsam mit polnischen Staatsanwälten sorgte er dafür, dass verhaltensauffällige polnische Hooligans schnell ausgewiesen werden konnten, und zwar unter Umgehung der Ausländerbehörden. »Bei schweren Straftaten schieben wir die Täter sofort ab«, sagte Range damals. Besonders liberal hören sich solche Sätze aus dem Munde eines Liberalen nicht an.
Nun kann er jedenfalls seines Amtes walten: Geruchsproben von Demonstranten nehmen und deren Wohnungen durchsuchen lassen. So hat es zumindest seine Vorgängerin Monika Harms (CDU) gehalten. Der Demokratie wegen.
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