Transparente Verspätungen
Deutsche Bahn veröffentlich künftig monatlich Zahlen
Berlin (AFP/ND). Nach Jahren des Schweigens nennt die Deutsche Bahn erstmals Details zur Pünktlichkeit ihrer Züge. Sie veröffentlicht diese Zahlen künftig einmal monatlich, wie Personenverkehr-Vorstand Ulrich Homburg am Dienstag ankündigte. Der nun veröffentlichten Statistik zufolge waren im August 93,2 Prozent aller Züge pünktlich – im Fernverkehr aber nur 80,9 Prozent.
Bahnfahrer und andere Interessierte können die Pünktlichkeitsstatistik im Internet einsehen. Die Zahlen werden jeweils Mitte des Monats für den Vormonat veröffentlicht. Der bundeseigene Konzern macht dabei Angaben zum Durchschnitt aller seiner monatlich 800 000 Züge sowie einzeln zum Fern- und Nahverkehr.
»Wir wollen unsere Kunden transparent informieren, denn wir haben nichts zu verbergen«, sagte Homburg in Berlin. Die Zahlen zeigten, »dass wir deutlich pünktlicher unterwegs sind, als uns von Kritikern oft vorgeworfen wird«.
Die Bahn wertet für ihre Statistik nicht die Ankunft am Zielort der Züge aus, sondern an jeder einzelnen angefahrenen Station im Fernverkehr. Im Nahverkehr ermittelt sie die Pünktlichkeit bislang an einzelnen Knotenpunkten, ab kommendem Jahr soll jeder einzelne Halt einfließen. Die Pünktlichkeit errechnet der Konzern dann aus dem Verhältnis der pünktlich angefahrenen Stationen zur Zahl der Halte insgesamt. Als pünktlich definiert die Bahn alle Züge, deren Verspätung weniger als fünf Minuten und 59 Sekunden beträgt.
Die Pünktlichkeitswerte im August seien »wesentlich« durch schwere Unwetter beeinflusst worden, erklärte die Bahn. Ähnlich sind aber die durchschnittlichen Werte von Januar bis August ausgefallen, wie die Bahn mitteilte. Allerdings gebe es hier deutliche »saisonale Schwankungen«, wie Homburg sagte. Diese seien »zu einem wesentlichen Teil auf externe Einflüsse wie beispielsweise extreme Witterung zurückzuführen«.
Die neue Transparenz der Bahn stieß auf Zustimmung. »Wenn Fahrgäste erleben, dass sie auf Augenhöhe behandelt werden und sie sich auf die Bahn verlassen können, dann werden sie diese auch vermehrt nutzen«, erklärte der Verkehrsclub Deutschland. Das Offenlegen der Pünktlichkeitswerte ersetze aber »nicht die Anstrengungen für mehr Pünktlichkeit«. Die Allianz pro Schiene wertete die Veröffentlichung als »Schritt hin zu mehr Mündigkeit« für die Fahrgäste. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erklärte, die Bahn zeige nun, dass sie ein Interesse daran habe, »die eigene Pünktlichkeit zu verbessern und sich daran messen zu lassen«.
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