Mehr als Schutzgeld

Die Mafia muss mit vielen Mitteln bekämpft werden

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.
Fast täglich verhaftet die italienische Polizei mehrere Mafiosi. Erst am Mittwoch wurden einen Clan-Anführer der Camorra sowie 16 Handlanger nahe Neapel festgenommen. Doch die Mafia ist längst Teil der internationalen organisierten Kriminalität. Wie sie zurückgedrängt werden kann, beraten Italiener und Deutsche grenzüberschreitend.

Ein spitzes Dreieck ragt aus der Bühne in den Zuschauerraum. Es ist bedeckt mit schwarzen Styroporbrocken. Die Fläche symbolisiert das »Feuerland«, den brennenden Müll in Süditalien, wo Mafia-Clans illegal Abfälle entsorgen. Damit bot die Neuköllner Oper in Berlin eine ideale Kulisse für die Podiumsdiskussion »Nicht allein gegen die Mafia«, die im Rahmen des vierten »Italienischen Fests der Legalität und Lebensfreude« am Dienstagabend stattfand. Die Organisation »Mafia? Nein Danke!« lud die Mafia-Bekämpfer Tano und Pietro Grasso, den Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und die italienische Abgeordnete Laura Garavini, ein, um über internationales Engagement gegen die Mafia zu sprechen.

Pietro Grasso hat als Leiter der Nationalen Antimafia-Staatsanwaltschaft Italiens schon Hunderte Mafiosi hinter Gitter gebracht. Doch daraus, so berichtet der gebürtige Sizilianer, haben auch die Kriminellen gelernt. »Heute verfolgt die Mafia eine andere Strategie. Sie gehen in die Unsichtbarkeit«, sagt Pietro Grasso. Bombenanschläge und Attentate werden vermieden. Und selbst in Italien sind nicht mehr nur die »einheimischen« Organisationen 'Ndrangheta, Camorra, Cosa Nostra und Sacra Corona Unita aktiv, sondern auch kriminelle Gruppen aus China und Osteuropa.

Verantwortlich für diese Entwicklung machen die Experten vor allem die Globalisierung. So führte etwa der Fall der Mauer insbesondere in Berlin nicht nur zu einer Öffnung der legalen Märkte. Gerade im Bau- und Immobilienwesen könne die organisierte Kriminalität ihre schmutzigen Gelder aus dem Kokainhandel leicht investieren, bestätigte Ehrhart Körting. Neben Geldwäsche und Bandendiebstählen seien aber auch in Deutschland Schutzgelderpressungen unter anderem von italienischen Gruppen von Bedeutung. Deshalb sei die Zivilgesellschaft so wichtig. »Ohne die Mitwirkung von Betroffenen, von Bürgern, ist der Kampf gegen organisierte Kriminalität oft verloren«, betonte der Berliner Senator. Aber auch die EU-weite und internationale Zusammenarbeit der Behörden habe sich laut Körting schon mehrmals ausgezahlt.

Dass ein Erpressungsversuch gegen 53 italienische Restaurants in Berlin im letzten Jahr gescheitert ist, weil sich die Gastronomen an die Polizei wandten, sieht auch Laura Garavini als einen Erfolg. Sie verwies zudem darauf, dass jeder einen Beitrag im Kampf gegen die Mafia leisten könne, etwa wenn man hierzulande italienische Produkte kauft oder im Urlaub bei den sich als »pizzo«-frei (Schutzgeld-frei) zusammengeschlossenen Läden »kritisch konsumiert«.

Tano Grasso, sizilianischer Kaufmann und langjähriger Anti-Schutzgeld-Aktivist, betonte ebenso die Bedeutung des sich Organisierens. »Der Kampf gegen die Mafia ist nicht der eines Helden, das ist nur im Film so.« Nach seiner Erfahrung brauche man Intelligenz und eine Strategie, um sich gegen die machtvollen Organisationen zur Wehr zu setzen.

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