Mit allen Waffen

»Colombiana« von Olivier Megaton

  • Alexandra Exter
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Action-Film, angesiedelt in Kolumbien? Es gibt eine Menge mögliche Aufhänger, die einem dazu einfallen könnten. Bürgerkrieg und bewaffnete Guerilla, gewaltsame Landnahme, die Ermordung und Vertreibung der indigenen Bevölkerung durch Milizionäre, der zaghafte Beginn organisierter Gegenwehr und die erneute Gewalt, die sie hervorrief. Und natürlich Drogen. Es sind die Drogen, die Produzent und Autor Luc Besson und sein Regisseur Olivier Megaton zum Ausgangspunkt wählten für ihren Thriller, den sie »Colombiana« nannten. Weil schließlich auch die Drogen irgendwie zum Traditionsschatz Kolumbiens gehören – und weil man doch auch von »Americana« spricht, wenn von typischen Gegenständen des täglichen Gebrauchs aus US-amerikanischen Pioniertagen oder dem Wilden Westen die Rede ist, zum Beispiel.

»Colombiana« ist die Geschichte vom Rachefeldzug einer Profikillerin. Benannt nach einer duftenden Orchidee, hat diese Cataleya als Kind in den Elendsvierteln von Bogotá miterlebt, wie ihre Eltern von den Schergen des Drogenbarons umgebracht wurden, für den ihr Vater arbeitete. Vor seinem Tod gab er ihr einen Chip mit Namen, Daten, Zahlen mit auf den weiteren Weg. Das kleine Mädchen in Schuluniform verschluckt ihn und auf einer abenteuerlichen Flucht, erst über die Dächer, dann durch die schuppenartigen Behausungen, schließlich durch die Kanalisation der Stadt, erbricht sie ihn auf einen Schreibtisch in der US-Botschaft. Den Leuten von der Botschaft, tief verstrickt in den »Krieg gegen Drogen«, sprich: die Drogenbarone, ist der Chip einen Pass, einen Haufen Geld und einen Freifahrtschein in die Vereinigten Staaten wert. Cataleya aber hat andere Pläne, als dort mit dem American Way of Life glücklich zu werden.

Die traumatisierte, dabei überdurchschnittlich willensstarke Waise flieht aus dem Gewahrsam der Behörden zu einem Onkel in Chicago, der ihr ein liebevolles Heim bietet – aber leider auch keinen Deut besser ist als die Männer, die ihren Vater ermordeten. Zwar schickt er sie zur Schule, während er selbst die Angehörigen gegnerischer Gangs foltert, aber ihrer Bitte, doch auch aus ihr einen Killer zu machen, widersteht er nicht.

So hat Cataleya, als sie nach einem Zeitsprung über die Jahre ihrer Jugend eine halbe Stunde nach Filmbeginn endlich von Zoë Saldana gespielt wird, der blauen Außerirdischen von Camerons Planeten »Avatar«, nicht nur all das gelernt, was ihr Onkel ihr beibringen konnte, sondern offenbar auch eine Menge Schulwissen verinnerlicht. Zwei Ausbildungswege, die sie im Auftrag des Onkels und im Vollzug ihres eigenen Rachefeldzugs gegen die Mörder ihrer Eltern kombiniert. Das ist, dafür ist Besson Garant, brillant ausgeführt, um ein maximales Niveau an Identifizierung und Spannung zu erzeugen. Und natürlich völlig jenseits irgendeiner wie auch immer gearteten Moral.

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