Psyche im Netz

Vorsicht bei Preisgabe persönlicher Probleme

  • Lesedauer: 1 Min.
Immer mehr Menschen berichten im Internet freimütig über ihre psychischen Probleme. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) warnt davor.

»In Facebook und anderen Netzwerken diskutieren Menschen namentlich und in aller Öffentlichkeit über ihre psychischen Probleme«, so DGPM-Vorsitzender Wolfgang Senf. Dabei werde oftmals nicht berücksichtigt, dass die Eingaben – möglicherweise sogar nach Jahren – von Arbeitgebern, Kollegen oder Bekannten abgerufen werden können. »Die sensiblen Details einer durchlebten Depression, Magersucht oder Angststörung gehören in einen geschützten Raum«, fordert Senf. Der Zugang zu einem Forum über psychische Störungen sollte nur nach einer Anmeldung bei einem professionellen Administrator und Moderator erfolgen und durch ein Passwort geschützt sein. Die Beiträge sollten nach einiger Zeit wieder gelöscht werden.

Grundsätzlich kann der virtuelle Austausch mit anderen Betroffenen bei psychischen Krankheiten – ähnlich einer Gruppentherapie – durchaus förderlich sein. »Viele der identifizierten hilfreichen Faktoren, wie das Lernen von anderen, das Erlebnis des Nichtalleinseins mit den eigenen Problemen oder anderen eine Hilfe sein zu können, werden auch im Rahmen von Gruppenpsychotherapien als Wirkfaktoren diskutiert«, sagt Privatdozent Dr. phil. Thomas Berger von der Universität Bern. Studien belegen zudem, dass Internetforen ergänzend zur herkömmlichen Psychotherapie deren Wirkung verstärken und die Abbrecherquote reduzieren können. Sie böten Chancen etwa bei Heranwachsenden, schambesetzten Themen oder auch in ländlichen Gebieten, wenn der Weg zur nächsten psychotherapeutische Praxis weit ist. ND

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.