Die Mär vom Widerstand
Luise Rinser: Eine Biografie beschreibt ihr Leben zwischen Wahrheit und Lüge
Sie war mit sich im Reinen. Sie reiste, sie schrieb, und wo sie auftrat, drängten sich die Leute. Ihre Bücher, fünf Millionen mal gedruckt, wurden gekauft, gelesen, bewundert, in West und Ost. Ihr Wort hatte Gewicht. Wie ihren Kollegen Heinrich Böll sah man die charismatische Luise Rinser nach 1945 als moralische Instanz, als Gewissen der Bundesrepublik. Sie stand an der Seite Willy Brandts, als es um dessen Ostpolitik ging, für die Grünen bewarb sie sich 1984 als Bundespräsidentin, sie engagierte sich in der Friedensbewegung und in den Kämpfen für die Rechte der Frauen, aber sie flog auch sieben Mal in die Koreanische Volksrepublik, wo sich der umschmeichelte Diktator Kim il Sung ihrer herzlich ungetrübten Freundschaft rühmen durfte. Sein Sozialismus, bekannte sie in schönster Naivität, sei »der Sozialismus mit dem menschlichen Antlitz« und Nordkorea Modell für die Entwicklung der Menschheit.
Als sie siebzig wurde, 1981, feierte si...
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