Jetzt wird das »Quirra-Syndrom« untersucht

Wurde auf einem Truppenübungsplatz der italienischen Insel Sardinien Uranmunition getestet?

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf der italienischen Insel Sardinien wurde die Exhumierung der Leichen von 18 Hirten angeordnet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihre Schafe in der Nähe des Truppenübungsplatzes Quirra weiden lassen hatten und an seltenen Tumorformen gestorben sind. Wurde dort mit gefährlichen Substanzen experimentiert?

Der Truppenübungsplatz von Quirra im Südosten Sardiniens ist der größte seiner Art in Europa. Dort testen verschiedene Staaten, aber auch Privatunternehmen, neue Waffentypen. Das Gelände fällt unter das Militärgeheimnis, so dass die Öffentlichkeit wenig davon erfährt, was genau dort passiert. Aber die Folgen sind sehr wohl sichtbar.

Immer wieder wurden rund um Quirra missgebildete Lämmer geboren. Und die Zahl der Dörfler in der Umgebung, die an seltenen Formen von Blutkrebs erkrankt sind, liegt bis zu 65 Prozent über dem Durchschnittswert. Besonders hoch ist sie unter den Hirten, die ihre Schafe in die Gegenden rund um das Waffentestgelände führen, zu dem auch ein großer Küstenabschnitt und das davor liegende Meer gehören.

Zahlreiche Bürgerbewegungen beschäftigen sich bereits mit dem Phänomen des »Quirra-Syndroms«, das inzwischen auch in die Fachsprache Einzug gehalten hat. Immer wieder stießen sie jedoch gegen eine Mauer des Schweigens. Aber irgendwann beschloss die Staatsanwaltschaft von Lanusei, sich der Klagen anzunehmen. Was auch damit zu erklären ist, dass die Tumorerkrankungen der Betroffenen denjenigen ähneln, die Soldaten aus den Kriegen in Irak und auf dem Balkan mitgebracht haben. Immer wieder wurde in diesem Zusammenhang von Waffen mit abgereichertem Uran gesprochen, die dort eingesetzt worden sein sollen, ohne die Soldaten – von der Bevölkerung ganz zu schweigen – ausreichend zu informieren und zu schützen.

Die Staatsanwaltschaft geht von der Hypothese aus, dass in Quirra auch unkonventionelle Waffen getestet wurden. Verstärkt wird diese Annahme durch einen Fund, den man bei der Dursuchung eines Hangars gemacht hat: Völlig frei lagen dort fünf unbeschriftete Metallkisten mit radioaktivem Material herum, das – so sollen erste Ermittlungen ergeben haben – möglicherweise von der deutschen Luftwaffe in den 60er und 70er Jahren dorthin gebracht wurde. Jetzt sind Experten mit der Untersuchung beauftragt worden.

Auch die Leichen der exhumierten Hirten werden genau untersucht, weil man herausfinden will, ob ihr Tod in irgendeiner Form mit radioaktivem oder anderem hochgiftigem Material zusammenhängt, das in den vergangenen 30 Jahren in Quirra benutzt wurde.

Der Übungsplatz wird übrigens immer noch genutzt. Bürgerbewegungen melden, dass auch im vergangenen Februar noch mit riesigen Kanonen von Militärschiffen aus gefeuert wurde. Was die jetzt verwendete Munition enthält, weiß niemand zu sagen.

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