Entglast: Soli für die Liebig 14 endet mit Randale

Rund 2000 Menschen demonstrierten in Friedrichshain / Schäden laut Polizei größer als nach 1.Mai

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Boxhagener Platz wird von zwei Flutlichtmasten ausgeleuchtet, aus allen Richtungen strömen am Mittwochabend Menschen auf den kleinen Park im Stadtteil Friedrichshain. Trommelschläge hallen zwischen den Häusern wider. Verschiedene linke Gruppen hatten zur Solidaritätsdemonstration für das alternative Wohnprojekt Liebig 14 gerufen, welches am Morgen geräumt wurde.

Auf dem Weg zum Treffpunkt führt die Polizei bereits Vorkontrollen durch, Glasflaschen oder andere Gegenstände, die sich als Wurfgeschosse eignen könnten, sollen möglichst draußen bleiben. Die Demonstration hat zunächst das Ziel Liebigstraße, die Route wird jedoch von der Polizei geändert und soll über die Warschauer Straße bis zum S-Bahnhof Frankfurter Allee führen. Schließlich setzen sich gegen 19.30 Uhr rund 2000 Menschen in Bewegung. Erste Böller knallen. Immer wieder branden Sprechchöre und Parolenrufe auf. »Mieten verweigern. Kündigung ins Klo. Häuser besetzen sowieso!« folgt auf den Schlachtruf der letzten Tage: »Die Häuser! denen! die! drin wohnen!«

Die Demo läuft zunächst ohne direkte Polizeieskorte, hält allerdings alle paar Meter an. Auf der Warschauer Straße in Höhe der Kopernikusstraße stoppt die Masse. Die Demonstranten stehen zwei Wasserwerfern und Polizei gegenüber. Via Lautsprecher kommt die Durchsage, die Demo sei vom Veranstalter beendet worden. Erste Flaschen und Steine fliegen. In Gruppen stehen die Demoteilnehmer herum, die Stimmung ist gereizt. Die über die gesamte Straßenbreite verteilte Menschenmasse wird von einzelnen Polizeitrupps im Laufschritt aufgespalten, Beamte ziehen scheinbar wahllos Einzelne aus der Menge. Möglichst viele Menschen werden abgefilmt, gezielt suchen die Trupps am Rand Stehende ab.

In unterschiedlich großen Gruppen verliert sich die Demo schließlich in den Nebenstraßen. Bis spät in die Nacht hinein liefern sich Teilnehmer und Polizei ein Katz- und Mausspiel. Die Bilanz des nächsten Tages: Entglast bzw. beschädigt wurden ein Polizeidienstgebäude, Bankfilialen, Supermärkte, die O2-World, der Liegenschaftsfond, der Ostbahnhof, ein Autohaus, zwei Kaufhäuser, Modegeschäfte, Bürogebäude, Straßenlaternen, die BSR, ein BVG-Bus, Autos, eine Telefonzelle und ein Stromverteilerkasten.

Wie viele Beamte am Abend im Einsatz waren, will die Polizei am nächsten Tag nicht mitteilen. Nicht auszuschließen ist, dass nicht nur die Unterstützer der Liebig 14 seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen waren. Auch die rund 2500 Mann aus Berlin und anderen Bundesländern hatten wohl einen langen Tag. »Dank des verfügbaren großen Kräfteaufgebots ist es gelungen, durch Sperrmaßnahmen eine Ausweitung der Gewalttaten auf andere Stadtteile weitgehend zu verhindern«, freute sich Polizeipräsident Dieter Glietsch.

An diesem Samstag ist erneut eine Solidemo für das geräumte Wohnprojekt geplant.

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