Guttenberg prüft gesamte Bundeswehr
Kapitän der »Gorch Fock« seines Amtes enthoben
Berlin (Agenturen/ND). Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat Konsequenzen aus den bekannt gewordenen Missständen bei der Bundeswehr gezogen. Nach der angeblichen Meuterei und Hinweisen auf Drangsalierungen auf der »Gorch Fock« enthob er Kapitän Norbert Schatz des Kommandos. Zudem ordnete er eine Untersuchung der gesamten Bundeswehr auf mögliches Fehlverhalten an. Die »Gorch Fock« soll möglichst schnell von Argentinien nach Deutschland zurückkehren. Ihre Zukunft als Ausbildungsschiff ist ungewiss. Berichten zufolge erstattete die Mutter der zu Tode gestürzten Kadettin Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung.
Er habe Generalinspekteur Volker Wieker beauftragt, bei Heer, Marine und Luftwaffe zu prüfen, »inwieweit es in den letzten Jahren und auch jetzt noch Anhaltspunkte für Rituale gibt, die den Grundsätzen der Bundeswehr widersprechen«, sagte Guttenberg der »Bild am Sonntag«. Es gehe auch um die Frage, ob es »in Einzelfällen einen Zusammenhang zwischen Einsatzbelastung und Verstößen gegen Grundsätze der inneren Führung und Vorschriften gab, wie zum Beispiel den leichtfertigen Umgang mit Waffen«.
Am Mittwoch muss Guttenberg dem Verteidigungsausschuss des Bundestags Auskunft geben. Außer zu den Vorfällen auf der »Gorch Fock« muss er auch zum versehentlichen Todesschuss auf einen Soldaten in Afghanistan und zum Öffnen von Feldpost aus diesem Einsatzgebiet Stellung nehmen.
Zur Absetzung des Kapitäns sagte der Fraktionsvorsitzende der SPD, Frank-Walter Steinmeier: »Das lässt vermuten, da wird noch viel aufzuräumen sein.« Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel warf Guttenberg mangelnde Informationspolitik vor. Klaus Ernst, Vorsitzender der LINKEN, brachte einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Vorfälle ins Gespräch. Seiten 4 und 16
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.