Obama appelliert an Einheit der Nation

Rede nach dem Anschlag von Tucson

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach dem Anschlag von Tucson und dem anschließenden scharfen Streit zwischen den politischen Lagern hat Präsident Barack Obama die US-Amerikaner zur Einheit und zum »zivileren Umgang« miteinander aufgerufen.

Tucson (AFP/ND). In einer Zeit der polarisierten Debatten sei es wichtig, innezuhalten und sicherzugehen, dass »wir auf eine Weise miteinander sprechen, die heilt, nicht verletzt«, sagte Obama am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Trauerfeier in Tucson im US-Bundesstaat Arizona. Nur ein »zivilerer und ehrlicherer« öffentlicher Diskurs könne den US-Amerikanern helfen, ihre Probleme anzugehen, erklärte Obama. »Wir sind alle Amerikaner (...) und wir können die Ideen der anderen diskutieren, ohne ihre Liebe für ihr Land in Frage zu stellen«, so der Präsident.

Nach dem Anschlag vom Sonnabend, bei dem der mutmaßliche Täter Jared Loughner sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt hatte, hatte sich der Ton zwischen den verfeindeten Parteien der Republikaner und der Demokraten weiter verschärft. Die republikanische US-Politikerin Sarah Palin, eine Ikone der Rechten, verwahrte sich in einer Videobotschaft jedoch gegen den Vorwurf, durch polarisierende Rhetorik zu einem politischen Klima beigetragen zu haben, das den Attentäter zu den Schüssen auf die Abgeordnete Gabrielle Giffords bewegt haben könnte.

Obama betonte in seiner Rede, der rund 24 000 Menschen in einer Halle der Universität von Arizona sowie einem nahe gelegenen Stadion zuhörten, niemand könne genau sagen, was die Ursachen des Attentats seien, und warnte vor »einfachen Erklärungen«. »Statt mit dem Finger aufeinander zu zeigen oder Schuldzuweisungen zu machen«, sollten die Menschen diesen Anlass daher nutzen, einander besser zuzuhören.

Direkt nach seiner Ankunft im US-Bundesstaat Arizona besuchte Obama die bei dem Anschlag schwer verletzte Abgeordnete Giffords am Krankenbett. Kurz nach seiner Visite habe Giffords zum ersten Mal seit dem Attentat wieder die Augen geöffnet, so der Präsident in seiner immer wieder von Beifall unterbrochenen Ansprache, die auch im nationalen Fernsehen übertragen wurde.

Das Repräsentantenhaus in Washington verurteilte einstimmig »das schreckliche Attentat« von Tucson. »Unsere Herzen sind gebrochen, aber nicht unser Geist«, sagte der neue Präsident der Kammer, John Boehner von den Republikanern. Die Chefin der demokratischen Minderheit, Nancy Pelosi, mahnte einen respektvollen gegenseitigen Umgang an.

Die Gesamtheit der Bundesrichter von Arizona wurde von einem Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Jared Loughner ausgeschlossen. Die Unparteilichkeit der Richter sei angesichts des Geschehenen nicht garantiert, erklärte Richter Roslyn Silver. Bei dem Anschlag war auch ein Bundesrichter von Arizona getötet worden.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, hatte ein Wildhüter den mutmaßlichen Täter Loughner knapp drei Stunden vor der Tat angehalten, weil er ein Rotlicht überfahren hatte. Nach einer Kontrolle seiner Papiere wurde er nach Polizeiangaben mündlich verwarnt.

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