Streitfall Embryonentest

Fraktionsübergreifende Initiative legt Entwurf zur Präimplantationsdiagnostik vor

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Befürworter einer begrenzten Zulassung von Gentests an Embryonen haben am Dienstag in Berlin einen ersten Gesetzesentwurf vorgelegt.
Bei der PID wird ein Embryo auf Erbkrankheiten untersucht. Nur gesunde Embryos werden in die Gebärmutter eingepflanzt.
Bei der PID wird ein Embryo auf Erbkrankheiten untersucht. Nur gesunde Embryos werden in die Gebärmutter eingepflanzt.

Berlin (Agenturen/ND). Die Präimplantationsdiagnostik (PID) soll nach diesem Entwurf grundsätzlich verboten, aber in Ausnahmen möglich sein. Notwenig geworden war eine gesetzliche Regelung, nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) im Juli dieses Jahres die Auswahl künstlich befruchteter Eizellen bei Paaren mit einer Veranlagung zu schweren Genschäden erlaubt hatte. Im Embryonenschutzgesetz von 1990 wurde die PID nicht ausdrücklich geregelt und galt daher als strafbar.

Initiiert wurde der Entwurf von den Abgeordneten Ulrike Flach (FDP), Peter Hintze (CDU), Carola Reimann (SPD), Jerzy Montag (Grüne) und Petra Sitte (LINKE). Er sieht vor, dass die PID nur nach einer Beratung an lizenzierten Zentren vorgenommen werden darf. Eine Ethikkommission soll in jedem Einzelfall entscheiden. Ob die PID von den Krankenkassen bezahlt wird, ist noch offen. Auf eine Liste von Krankheiten, für die PID zulässig sein soll, hat die Gruppe bewusst verzichtet. Im kommenden Jahr sollen zwei weitere Entwürfe vorgelegt werden. Im Bundestag wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres über die drei Anträge entschieden.

»Bioethische Themen, die an grundsätzliche Auffassungen über Leben und Tod rühren, sind Gewissensentscheidungen«, sagte Petra Sitte, forschungspolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag. Sie persönlich unterstütze den Entwurf, denn »ohne ein Fortpflanzungsmedizingesetz werden wir den vielfältigen persönlichen Nöten und medizinischen Möglichkeiten rund um das Thema Elternschaft nicht mehr gerecht«.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, warnte vor einer Diskriminierung Behinderter durch die PID. »Es stellt sich die Frage, welches Leben als erwünscht gelten soll und welches nicht«, sagte Glück der »Passauer Neuen Presse«. Auch der Grünen-Abgeordnete Volker Beck sprach sich für ein PID-Verbot aus. Die Verwerfung eines Embryos aufgrund eines auffälligen Chromosomensatzes verstoße gegen die Menschenwürde.

Tagesthema Seite 2

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.