Schwedens Neutralität »in der Abfalltonne«

Wikileaks-Dokumente treffen auch Stockholm

  • Gregor Putensen
  • Lesedauer: 2 Min.
Schwedens Regierung verweist offiziell immer wieder auf die militärische Bündnisfreiheit des Landes. Wikileaks-Dokumente belegen indes, dass die militärische Zusammenarbeit mit den USA und der NATO seit 2006 unter der Regierung Fredrik Reinfeldts intensiviert wurde.

Die Zeitung »Svenska Dagbladet« untersuchte Berichte und Empfehlungen der USA-Botschaft in Stockholm, die durch Wikileaks publik wurden, und erregte damit ungewöhnliches Aufsehen. Schon auf den ersten Besuch Fredrik Reinfeldts in den USA im Jahre 2007 hatte der damalige Botschafter Michael Woods seinen Präsidenten, George Bush, eingestimmt, indem er den Premier als »besser geeigneten Führer für die Zusammenarbeit mit den USA« bewertete – besser als Reinfeldts sozialdemokratischer Vorgänger Göran Persson. In einem weiteren Papier schätzte der Botschafter ein: »Schwedens offizielle Linie ist Bündnisfreiheit im Frieden und Neutralität im Kriegsfall. Die aktive Teilnahme des Landes an der NATO-Partnerschaft für Frieden und die Rolle als Führer der 1500 Mann starken Nordic Battle Group der Europäischen Union zeigt jedoch, dass die offizielle Position nicht der Wahrheit entspricht.« Woods empfahl Bush, eine besondere Würdigung Reinfeldts für den gemeinsamen Antiterrorkampf nur in kleiner Räumlichkeit vorzunehmen, da der Umfang der Kooperation nicht einmal in der schwedischen Regierungskanzlei bekannt sei. Auch die häufigen Treffen des schwedischen Verteidigungsministers Sven Tolgfors und seines Staatssekretärs Håkan Jevrell in der USA-Botschaft bekräftigten die Einschätzungen Woods: Der stellvertretende USA-Verteidigungsminister James Townsend schlussfolgerte im August 2009 als Fazit einer dieser diskreten Zusammenkünfte: »Schweden entsorgt die Neutralität in der Abfalltonne der Geschichte.« Weder Reinfeldt noch Außenminister Carls Bildt oder Verteidigungsminister Tolgfors sahen bisher Anlass, dazu Stellung zu nehmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Dieser Artikel hat Formatierungen

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Auf Grund der Coronakrise und dem damit weitgehend lahmgelegten öffentlichen Leben haben wir uns entschieden, zeitlich begrenzt die gesamten Inhalte unserer Internetpräsenz für alle Menschen kostenlos zugänglich zu machen. Dennoch benötigen wir finanzielle Mittel, um weiter für sie berichten zu können.

Zwischenüberschrift 1

Helfen Sie mit, unseren Journalismus auch in Zukunft möglich zu machen! Jetzt mit wenigen Klicks unterstützen!

Zwischenüberschrift 2

Leadtext: Ich bin gespannt wie der wohl rauskommen wird, also, ich meine: Die Formatierung

Blockquote: Auf Grund der Coronakrise und dem damit weitgehend lahmgelegten öffentlichen Leben haben wir uns entschieden, zeitlich begrenzt die gesamten Inhalte unserer Internetpräsenz für alle Menschen kostenlos zugänglich zu machen.

  1. Numbered List
  2. Eintrag
  3. Zewitrag
  4. Drewitrag
  • Bullet List
  • Eintrag
  • Zweitrag
  • Dreitrag
Unterstützen über:
  • PayPal