Lutz, Peter, Ole und der Wolf

Die Premiere zum Geburtstag des Jungen Staatstheaters an der Parkaue

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Wann geht's denn los? »Peter und der Wolf« wollen die Kinder sehen. Dem stehen erst einmal Lutz und Ole im Weg. Die beiden wollen den Kindern so ziemlich alle Musikstile zwischen Rap und Oper vorführen, sagen sie, schleppen sogar Waschbrett und Säge heran. Das macht die Sache interessant. Das Publikum lässt sich begeistern. Zumal die beiden zusätzlich immer passend kostümiert im Film auf der Videowand im Hintergrund ulkig posieren. Das musikalische Märchen spendieren sie großmütig als Zugabe.

In Koproduktion mit dem Theater an der Parkaue schuf »norton-commander-productions« – Harriet Maria und Peter Meining – eine moderne Adaption des musikalischen Märchens von Sergej Prokofjew. Dienstag hatte es zum 60. Geburtstag des Jungen Staatstheaters Premiere in Lichtenberg. Bald wird in der Aufführung klar, warum die Kinder ab fünf Jahren unbedingt erfahren sollten, wie sich Musikstile unterscheiden. Sie können einiges wiedererkennen. Das zunächst nur schwarz-weiße Bühnenbild von Veronika Schumacher verwandelt sich im Licht, während die von den beiden Darstellern gerufene Erzählerin (Toneinspielung Irm Hermann) beginnt.

Die bisher unscheinbaren Bäume bekommen Blätter. Gras und Teich werden erkennbar. Ente, Vogel und Katze sind als erste Mitwirkende in der Geschichte zu entdecken und haben wie der Wolf Ähnlichkeit mit den Illustrationen von Frans Haacken in seinem berühmten, 1958 erstmals erschienenen Kinderbuch »Peter und der Wolf«. Diese optische Wahl bestimmt die körperlichen Aktionen des Schauspielers Lutz Dechant und des Musiker Ole Wulfers. Wenn sie als Großvater oder Peter auf die Bühne kommen, dann bewegen sie sich so, als wären auch sie Illustrationen. Das geliebte Kinderbuch, inzwischen wieder ein Renner, ist lebendig geworden.

Eine brillante Idee. Nicht ungewöhnlich für norton-commander-productions. Maria und Meining sind bekannt für Theater, das Sound, Sprache und Projektionen verbindet. Im deutschsprachigen Raum zählen sie zu den innovativsten Theatermachern. Im Mai wurden sie mit dem George-Tabori-Preis für außergewöhnliche freie Theater- und Tanzschaffende geehrt.

Es wäre verwunderlich, wenn das Märchen so ausginge wie im Original. Lutz, Ole und auch die unsichtbare Erzählerin finden sich mit dem Schicksal der lebend vom Wolf verschluckten Ente nicht ab. Sie schnattert im Magen des Wolfs. Der Wolf ist im Käfig, der Käfig im Zoo... Lutz und Ole ließen die Kinder abstimmen, was passieren soll.

Eine schöne Premiere hat das Theater seinen Gästen und sich da geschenkt. Mit hohem Besuch und verkehrter Welt. Das kleine Volk musste warten, bis der Regierende Bürgermeister seinen Platz im Saal gefunden hatte, dann durfte es auch hinein. Vor seiner Gratulationsrede ließ Klaus Wowereit (SPD) die Kinder noch einmal über die Ente abstimmen. Das hatte ihm gefallen. Wahlkampf machte er nicht. Er meinte, es sei gut, dass das Theater noch da sei und dass es lohne – »auch mit seiner Geschichte«. Vielleicht meinte er: trotz seiner Geschichte. Als Politiker weiß er natürlich, dass die Öffentlichkeit vergesslich ist. In Lichtenberg scheint den Leuten aber nicht völlig entfallen zu sein, dass seine SPD es war, die dieses Theater abschaffen wollte. Nun war er zum Gratulieren da und wünschte »alles Gute für die nächsten 60 Jahre und vor allem darüber hinaus«.

Von allem Guten und vor allem darüber hinaus kann das Theater an der Parkaue für seine Arbeit gar nicht genug kriegen. Intendant Kay Wuschek wünschte deshalb zum Theatergeburtstag, dass der Senat die für 2010 versprochene Teilsanierung 2011 endlich beginnen lasse. Dann gab es andere Töne zur großen Geburtstagsfeier. Dafür sorgten die Mandolinen-Punk-Band »Kapaikos« und »Hans der Kleingärtner«.

»Peter und der Wolf«, 19.11., 11 Uhr und ab 4.12., Theater an der Parkaue, Parkaue 29, Lichtenberg, Tel.:55 77 51-53, www.parkaue.de

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