Das Gewissen ist verloren

Edzard Reuter über Heuchelei und Raffgier, den Killesberg, Verantwortung und eine solidarische Gesellschaft

In seinem neuen Buch »Stunde der Heuchler. Wie Manager und Politiker uns zum Narren halten« (Econ, 207 S., geb., 18 €) plädiert EDZARD REUTER, Jg. 1928, für die Rückkehr zu alten Wertvorstellungen wie dem Ideal des ehrbaren Kaufmanns, zu Anstand und Augenmaß. Damit erweckte er die Neugier von GABRIELE OERTEL und KARLEN VESPER, die sich mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Daimler-Benz in Berlin trafen und ihn zu aktuellen Beispielen befragten.
In seinem neuen Buch »Stunde der Heuchler. Wie Manager und Politiker uns zum Narren halten« (Econ, 207 S., geb., 18 €) plädiert EDZARD REUTER, Jg. 1928, für die Rückkehr zu alten Wertvorstellungen wie dem Ideal des ehrbaren Kaufmanns, zu Anstand und Augenmaß. Damit erweckte er die Neugier von GABRIELE OERTEL und KARLEN VESPER, die sich mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Daimler-Benz in Berlin trafen und ihn zu aktuellen Beispielen befragten.

ND: Stuttgarter sind derzeit in Berlin gefragte Gesprächspartner. Was ist los bei Ihnen zu Hause?
Reuter: Vor ein paar Wochen war Stuttgart 21 außerhalb der Landeshauptstadt nirgendwo ein Thema. Aber seitdem immer mehr Menschen – aus allen Schichten – gegen das Projekt protestieren, interessiert sich die ganze Republik dafür. Anfangs hat man gesagt, auf der Straße sei das »untere« Stuttgart. Die vornehme Wohngegend heißt Killesberg. Eines Tages musste man konstatieren, der Protest war schon den halben Killesberg hinauf geklettert. Inzwischen ist er ganz oben angelangt.

Was war der Auslöser dafür?
Ich vermute, die wahnwitzige Polizeiaktion am 30. September. Sie war ein Symbol dafür, dass die Sorgen der Menschen notfalls mit Gewalt unterdrückt werden sollen. Die Befürworter von Stuttgart 21 behaupten dagegen, dass man angesichts der Proteste in Deutschland überhaupt keine großen Infrastrukturprojekte mehr in Angriff nehmen kö...


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