Ein Drittel mehr Druck gegen Demos

Neue Wasserwerfer für deutsche Polizei

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Wenn Fahrzeuge der österreichischen Firma Rosenbauer auftauchen, atmet man in der Regel auf. Zumeist haben sie blaue Spots auf dem Dach, sind rot, mit Hilfsgeräten bestens ausgestattet und gehören der Feuerwehr. Wenn jedoch unter dem Blaulicht schwere unförmige Chassis sind, ist höchste Vorsicht geboten. Dann handelt es sich um Wasserwerfer. Deren grausame Wirkung wurde unlängst mal wieder vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof – im Wortsinn – eindrucksvoll bewiesen.

Nach einer Ausschreibung im Jahre 2008 haben die Polizeibehörden in Deutschland 78 neue Wasserwerfer bestellt. Bis 2019 werden alle je 900 000 Euro teuren Fahrzeuge an die Länderbereitschaftspolizeien und die Bundespolizei ausgeliefert sein. Damit die Bürgerkriegsdrohkulisse perfekt ist, wird man ihnen 52 gepanzerte Sonder-Kfz. zu Seite stellen.

Es sei »Schluss mit lustig«, wenn die neuen »extra-starken Wasserwerfer« vom Typ WAWE 10 000 auftauchen, las man in »Autobild«. Die Zahl bezeichnet die mitgeführte Wassermenge in Litern. Die gepanzerten Kampf-Elefanten sind 31 Tonnen schwer, zehn Meter lang, drei Meter breit und haben 408 PS an Bord. Mit drei Wasserkanonen spülen sie alles weg, was ins Ziel genommen wird. Und ins Ziel genommen werden – wie es beim Militär (!) heißt – »weiche Ziele; also Schüler, Rentner und andere, die ihr Recht auf Meinungsfreiheit bei unliebsamen Demonstrationen ausüben.

1200 Liter Wasser lassen sich durch die zwei vorderen Rohre 65 Meter weit schießen. Nach hinten sind Reichweite und Wassermenge nur etwas geringer. Wem das noch nicht gefährlich genug erscheint, der sollte registrieren, dass der erzeugte Wasserdruck ein Drittel über dem gegenwärtig eingesetzter Fahrzeuge liegt, denen es mühelos gelang, einen Rentner blind zu schießen.

René Heilig

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