Früchte des Lichts

Malerei von Dieter Kecke in Dresden

  • Gert Claußnitzer
  • Lesedauer: 3 Min.
Dieter Kecke: Dresdner Schloss (Ausschnitt)
Dieter Kecke: Dresdner Schloss (Ausschnitt)

Immer mehr verdichtet sich der Eindruck, dass der aus Hartha bei Tharandt stammende Maler Dieter Kecke (geb. 1939) nach einer ins Absolute führenden Formensprache sucht. Noch freilich nimmt er die Motive zum Anlass, ein Ereignis Malerei werden zu lassen, wie etwa bei Darstellungen vom Dresdner Schloss, sowohl in Rückblicken auf das zerstörte Ambiente, wie auch in Bildern des rekonstruierten Gebäudes.

Aber, wie man jetzt in einer eindrucksvollen Ausstellung sehen kann, ist der Schritt von der Wahrnehmung des »Ereignisses« bis zur »Erfindung« in einer sich befreienden Malerei relativ klein. Der Künstler findet, ausgehend vom klassischen Angebot mit Requisiten der Vergangenheit, Möglichkeiten der Selbstinterpretation in einer vielstimmigen Malerei – die feurige Farbigkeit in manchen Werken spricht dabei wohl für das innere Aufgewühltsein des Künstlers, sein heftiges Temperament. Da gibt es Wahrnehmungsbilder voller Dynamik, die eine innere Verwandtschaft des Malers mit dem deutschen Expressionismus erkennen lassen. Eine bauernhaft-gesunde Kraft steckt in so manchen Arbeiten. Erinnerungen an seine Heimat, das Osterzgebirge, überträgt er, so könnte man meinen, auf andere Landschaften, die er bereist hat, Marokko, Griechenland, Italien. Provokativ das kontrastreiche Spiel der Farben: erdige Töne, manchmal mit Ziegelrot wie entflammt aufleuchtend. Gesättigtes Braun über der gebrannten Siena bis zum Ockerton!

Jetzt ist der Maler, wie man angesichts jüngster Arbeiten sehen wird, offenbar in eine ruhigere Phase eingetreten. Es geht ihm nicht mehr um das alte perspektivisch geordnete Daseinsbild. Keine romantischen Elemente, keine atmosphärischen Gefühlssymbole. Die Lichthaltigkeit freilich ist verblüffend, die diffusen und neutralen Stimmungen! Linie, Fläche, Farbe werden immer mehr zu reinen Gestaltungsmitteln.

Und »Bewegungslinien« weisen geradezu ins Kosmische, wie man sagen könnte. Farbige Liniengefüge, in denen sich schwebende und tanzende Gestalten bewegen! Sie sprengen fast den Rahmen. Es handelt sich, wie der Künstler bekennt, um Paraphrasen zum Werk Dantes, um freie Fantasien zur »Göttlichen Komödie«.

Manches bleibt undeutlich, wohl auch undeutbar. Der spontane Ausdruck, das skizzenhaft Scheinende erwachsen wohl aus Wissen, dass Realität ohnehin nur fragmentarisch erfasst werden kann. Wie Arabesken stehen schemenhafte Bilder in ihrer summarischen Andeutung neben bedrängenden Farberlebnissen des Malers aus den vorangegangenen Jahren, dem stürmischen Meer seiner entfesselten Träume mit den elementaren Farbstößen.

Nunmehr wäre von einem neuen Ausgangspunkt der Malerei Dieter Keckes zu sprechen. »Das Fenster öffnet sich wie eine Orange, die schöne Frucht des Lichts«, schrieb Apollinaire zum farbigen »Klangmaterial« des Malers Robert Delaunay. Man könnte Ähnliches über Keckes Farbmodulationen sagen. Farbe wird ganz Melodie, Form ganz Rhythmus.

»Faszination Malerei von Dieter Kecke«. Galerie in der Landesdirektion Dresden, Stauffenbergallee. Bis 29. Oktober.

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