Auf der Schleimspur

Im Süden von Sachsen-Anhalt werden auf 44 abgesteckten Feldern Weinbergschnecken gezüchtet

  • Thomas Schöne, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Überall tummeln sich Schnecken auf den Feldern von Heinz Strache. Seine Anlage in Sachsen-Anhalt sei die größte bundesweit, sagt der Züchter. Doch das Geschäft mit der glitschigen Ware ist schwierig.

Hermerode. Was für andere Landwirte ein Albtraum wäre, ist für Heinz Strache ein prächtiger Anblick: Zwei Millionen Schnecken leben auf seinen Feldern in Hermerode (Sachsen-Anhalt). Strache ist Schneckenzüchter. Feinschmecker halten Weinbergschnecken für eine Delikatesse, Schneckengerichte haben im Südwesten Deutschlands ebenso wie in Frankreich und Italien eine lange Tradition. In freier Matur dürfen die Tiere jedoch nicht eingesammelt werden, deshalb werden sie gezüchtet.

»Mit zwei Hektar haben wir hier die größte Schneckenzuchtanlage Deutschlands«, sagt Strache. Der gelernte Dachdecker investierte vor vier Jahren zusammen mit einem Geschäftspartner rund 70 000 Euro in die Anlage in Hermerode am östlichen Harzrand. 40 Prozent kamen von der EU, 5 Prozent vom Landkreis.

Das Geschäft mit Schnecken ist schwierig. »Der Markt ist übersättigt«, sagt der Vorsitzende des aus 15 Züchtern bestehenden Verbandes für artgerechte Schneckenzucht Deutschland, Klaus Krebs. Preisgünstige Importe setzen die heimischen Betriebe unter Druck. Für ein Kilogramm Schnecken müssen im Durchschnitt 2,50 Euro investiert werden, aber die Händler und die Gastronomie zahlen nur rund 1,80 Euro.

Derzeit tummeln sich in Hermerode auf 44 abgesteckten Feldern rund zwei Millionen Weinbergschnecken. Im Herbst ist »Erntezeit«. Rund 450 Kilogramm Schnecken werde er von den Feldern holen, schätzt Strache. Mit Verwandten und Bekannten sammelt der Züchter die ausgewachsenen Exemplare von Blättern und Halmen. Die Tiere kommen in rote Netzbeutel zu je fünf Kilo und werden für mehrere Tage in einem trockenen Raum gelagert. »In dieser Zeit entleeren die Schnecken ihren Darm«, erklärt Strache.

Weil für die lebende Ware derzeit kein kostendeckender Preis zu erzielen ist, lässt Strache die Tiere weiterverarbeiten. Sie kommen in kochendes Wasser, werden in Weißweinsoße eingelegt und zu 12, 24 oder 36 Stück verkauft. Die Gläser werden mit einer Schneckenzange und einer Schneckengabel an Feinkostgeschäfte im Osten Deutschlands, vor allem in der Region Halle/Leipzig, geliefert.

Geld bringen zudem Führungen über die Zuchtanlage. Von 2011 an will Strache dafür mit einem Busunternehmen zusammenarbeiten. Für die Touristen soll es auch spezielle kulinarische Angebote geben – nach dem Motto: »Schnecken schmecken«.

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