Neue Chance auf neuer Position
Beim Liga-Cup testen Bundesligaklubs die Vielseitigkeit ihrer Spieler
Drei Wochen vor dem Saisonstart ist der Liga-Cup in Gelsenkirchen noch kein sportlicher Gradmesser. Das Sponsorenturnier in der Schalker Arena, bei dem sich am Wochenende neben dem Gastgeber auch der Rekordmeister FC Bayern München, der Hamburger SV und der 1. FC Köln die Ehre gaben, nutzten die Trainer um ihre Spieler auf ungewohnten Positionen zu testen. Bayerns Coach Louis van Gaal tat dies vor allem aus Spielermangel – die Münchner sind mit lediglich zwölf Akteuren angereist, nur sechs davon gehören dem Profikader an. Auch die anderen Trainer mussten auf einigen Positionen improvisieren.
So wurde Bayerns »Sechser« Anatoli Timoschtschuk beim 60-minütigen Kick gegen die Kölner in der Innenverteidigung getestet. Der auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld in der vergangenen Saison kaum zum Zuge gekommene Ukrainer verrichtete seine Aufgabe zuverlässig, zeigte lediglich im Kopfball einige Defizite. Auf dieser Position wird er zwar seiner spielgestalterischen Stärken beraubt, jedoch stellt er nun für seinen niederländischen Coach möglicherweise eine Abwehralternative für die kommende Spielzeit dar.
Auf Seiten des Hamburger SV durfte der offensive Brasilianer Ze Roberto seine Fähigkeiten als Linksverteidiger unter Beweis stellen, Schalkes Angreifer Jefferson Farfan machte mit dem Ex-Münchner jedoch was er wollte, spielte ihn fast schwindelig. Auch Gojko Kacar, erst vor wenigen Tagen vom Absteiger Hertha BSC nach Hamburg gewechselt, musste auf ungewohntem Terrain hinter den Spitzen agieren, statt im defensiven Mittelfeld – und war das komplette Spiel nicht zu sehen.
Kann man solche Positionsveränderungen von Spielern im modernen Fußball verlangen? Bei den Trainern sind Allrounder sehr gefragt. Ein Verteidiger kann bei Rückstand mal schnell als zusätzliche Sturmspitze auflaufen, ein Flügelflitzer wird heutzutage stets auch mit Defensivaufgaben betreut oder darf mal den spielgestaltenden Zehner hinter den Spitzen geben. Je mehr Positionen die Spieler beherrschen, desto besser.
Die Offenheit der Spieler, neue Positionen dauerhaft zu übernehmen, ist ein Muss. Als bestes Beispiel hat die vergangene Saison Bastian Schweinsteiger hervor gebracht. Früher stets auf den Flügeln eingesetzt, hat sich der Münchner zu einem der besten zentralen Mittelfeldspieler der Bundesliga gewandelt.
Da es in der Schlussphase der Vorbereitung und im Verlauf einer Saison für die Trainer keinen Spielraum für solche Experimente gibt, war der Liga-Cup eine gute Chance, Neues zu probieren. Sei es aus Spielermangel oder sei es, um unzufriedenen Spielern eine Perspektive auf neuen Positionen zu zeigen. Einige haben ihre Chance genutzt. Einige nicht.
Nur einem war dies egal: Schalkes neuer Star Raúl Gonzalez Blanco durfte sich in seiner neuen Heimspielstätte zum ersten Mal seinen schon zahlreichen Fans präsentieren – auf angestammter Position im Sturm und einer Torvorlage beim 2:1-Erfolg gegen den Hamburger SV.
Schalke 04 - Hamburger SV 2:1 (0:1)
FC Bayern - 1. FC Köln 3:1 i.E. (0:0)
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