Was zu beweisen war

Lesung mit Thomas Leif & Die Regenbogenkoalitin der Zukunft.

  • Erik Peter
  • Lesedauer: 3 Min.
SWR-Chefreporter Thomas Leif analysiert: Die Parteien sitzen in der „Nachwuchsfalle", weil es keine idealistischen Jungpolitiker gibt. Drei Nachwuchshoffnungen wollen den Gegenbeweis antreten – und scheitern
Wenn 18 Prozent der Deutschen in seriösen Umfragen vor der Bundestagswahl angeben, die Partei vom Komiker Horst Schlämmer wählen zu wollen - befindet sich die Politik dann in einer ernsthaften Krise? Thomas Leif, Chefreporter beim SWR und ehrenamtlicher Vorsitzender des Netzwerks Recherche, ist sich sicher: „Die Parteien produzieren ihre eigene Bedeutungslosigkeit.“
Angriffslustig und schlagfertig präsentiert Leif auf der LiMA sein Buch „Angepasst & ausgebrannt. Die Parteien in der Nachwuchsfalle“. Seine These: Die Parteien bluten langsam aus, weil ihnen der Nachwuchs fehle. Verantwortlich dafür sind sie allerdings selbst, weil sich die etablierten Politiker keine Konkurrenz heranzüchten wollen. Für die Nachwuchs-Politiker, für die Leif eine feste Quote fordert, ist die Situation daher alles andere als leicht. Sie haben nur eine Chance, wenn sie sich anpassen und von wichtigen Personen gefördert und befördert werden. Doch mit diesem Mechanismus, der kritische und intelligente Geister fernhalte, verschärfe sich die Krise der Parteien. Immer mehr breite sich eine „Funktionärskultur“ aus, die Medien werden immer wichtiger für die Politiker und die Konfliktbereitschaft nimmt genauso ab wie der Wille, das „Primat der Politik“ durchzusetzen. Im Ergebnis konstatiert Leif, dass die parlamentarischen Demokratie ihre Rechtfertigung verliere; rechte Populisten zu einer Gefahr werden.

Gleich im Anschluss an die Präsentation folgt eine Diskussionsrunde mit drei aufstrebenden, jungen Politikern, die sich Leifs Thesen stellen und das negative Bild wieder gerade biegen sollen. Vorneweg: Es gelingt ihnen nicht. Die Runde, - bestehend aus Franziska Stier, Bundessprecherin der Linksjugend, Benedikt Lux, Abgeordneter der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus und Björn Böhning, Sprecher der SPD-Linken - bleibt so blass und inhaltsleer, als hätte es noch eines zusätzlichen Beweises für Leifs Thesen bedurft.
Streitlustig will Leif die fesch gestylten jungen Kader herausfordern, unterstellt Böhning eine „feiste Karriere“ gemacht zu haben und bezeichnet Lux als „so abgeleckt, dass er demnächst Minister oder Schriftführer einer schwarz-grünen Koalition in Berlin werden könnte.“ Böhning, der Professionellste der drei, lässt sich zumindest teilweise auf den eingeschlagenen Ton ein. Er vertritt seine These, wer Karriere machen wolle, müsse in die Parteien gehen und einfach abwarten. Am besten ohne jeden Veränderungswillen. Lux hingegen ist so abgebrüht, dass er dieser und jeder anderen heiklen Frage aus dem Weg geht - sichtbar gelangweilt und ausgestattet mit einem beachtlichen Reservoir an Politiker-Plattitüden. Er sagt zwar, er sei empört, doch redet er mit einer solch monotonen Stimme, die keinerlei Emotionen zeigt.
Einzig Franziska Stier vertritt recht unbekümmert ihre Meinung. Sie spricht von der Notwendigkeit eines Systemwechsels und von den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für eine eventuelle rot-rot-grüne Koalition. Auch Leif, der sich mit fortlaufender Dauer der Veranstaltung mehr und mehr zurückhält, da seine Spitzen diplomatisch übergangen werden und niemand zum Streiten aufgelegt ist, glaubt nicht an ein Drei-Parteien-Bündnis. Er ist vor allem skeptisch, weil die Parteien ihre Programmdebatten nachlässig führten. Zudem fehle das notwendige gesellschaftliche Klima für solch ein Bündnis.

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