Mann des Übergangs

Der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière wird heute 70

  • Markus Geiler, epd
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Selten hat ein Wahlgewinner so unglücklich ausgesehen wie Lothar de Maizière am Abend des 18. März 1990. Entgegen allen Umfragen hatte die von ihm geführte »Allianz für Deutschland« – ein von Ex-CDU-Kanzler Helmut Kohl zusammengeschmiedetes Parteienbündnis aus Ost-CDU, Deutscher Sozialer Union und Demokratischem Aufbruch – die erste freie Volkskammerwahl in der DDR mit über 48 Prozent deutlich gewonnen.

Foto: dpa
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De Maizière, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, war erst seit November 1989 Chef der Ost-CDU. Auf einen Wahlsieg der Blockpartei, die sich noch wenige Wochen zuvor als Systemstütze verstand, schien er nicht vorbereitet. So wirkte er fast abwesend, als er sich im Blitzlichtgewitter durch den Palast der Republik schob. Ihm sei in diesem Moment deutlich geworden, was auf ihn zukomme, sagt de Maizière 20 Jahre später. Als Anwalt für Wirtschafts- und Steuerrecht habe er die ökonomische Lage der DDR gut einschätzen können und gewusst, dass das Land wirtschaftlich kurz vor dem Kollaps stand. »Ich fühlte mich nicht als künftiger Ministerpräsident, sondern als Konkursverwalter für 17 Millionen Mandanten.«

Das Wahlergebnis begriff de Maizière als Plebiszit »für ein einiges Deutschland, für den föderalen Aufbau des Landes, für Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung«. Doch viel Gestaltungsspielraum blieb ihm in seiner achtmonatigen Regierung...


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